13 Sep „One of those Days in Ireland“ – oder: Powerscourt und Meer (Irland – der Montag)
Heute muss der von mir hochgeschätzte Roy Harper für die Titelzeile herhalten – und das auch noch in leicht abgewandelter Form. Als Entschädigung werde ich mir beim Schreiben seine CD „Sophisticated Beggar“ anhören (aus dem Jahr 1966 und damit immerhin fast so betagt wie ich).
Ja, ich komme wieder nicht zur Sache. Das mag am reichhaltigen Frühstück im „Wilton Hotel“ liegen, das sehr kontinental und sehr reichhaltig ist und, wenn man möchte, mit einer Fett-Komponente abgerundet werden kann. Wir wollen nicht, denn wir kennen die Kalorienhämmer wie Würstchen oder Speck von unseren früheren Urlaubsreisen nach Irland. Und mit vollem Bauch geht es sich schlecht. Wir haben heute noch einiges vor.
Petra schwärmt für Blumen, für Sträucher, für Bäume. Ach, eigentlich für alles, was wächst und gedeiht und noch dazu schön blüht. Sie weiß natürlich, welche Gärten im Umland von Bray nicht nur öffentlich (und gegen einen Obolus – dieser ominöse Obolus ist ja der treue, wenn auch wenig gern gesehene Wegbegleiter eines jeden Touristen) zugänglich sind. „Powerscourt Gardens“ konnten wir auf der hauseigenen Website bereits bestaunen. Der Weg dorthin ist nicht weit. Eigentlich. Wir aber brettern dran vorbei. Wer meine Berichte verfolgt, dem wird aufgefallen sein, dass ich ein Faible fürs „Dranvorbei“ habe.
Diesmal trage ich nicht die Hauptschuld. Ein echt begabter Busfahrer parkte sein Gefährt großflächig vor das einzige Hinweisschild. Als wir nach einigen Kurven und Kehren zurückfahren, ist er weg. Dafür ist das Schild wieder da. Es gibt bessere Arten, meine Laune zu heben, denn Gärten trete ich mit einer gewissen Skepsis entgegen. Ich bin mehr für das Wilde und Ungezügelte. Und Gärten haben etwas Sauberes, Steriles – soweit es nicht unser eigener ist. Rasenflächen mit Schildern wie „Vorsicht, frisch gekehrt!“ machen mich seelisch müde.
Um mich zu besänftigen, nutzt Petra aber erst einmal die kleinen Lädchen im Eingangsbereich zu einer virtuellen Einkaufstour. Virtuell deshalb, weil nichts gekauft, sondern nur geguckt wird. (Das soll sich an einem späteren Tag bitter rächen, wovon noch zu berichten sein wird).
Die Gartenanlage und das Herrenhaus wirken auf einen gewöhnlichen Bürger und Stadtmenschen wie mich sehr üppig. Aus dem Herrenhaus hätte man gut eine integrierte Gesamtschule mit angeschlossener Kita machen können, der Garten böte sich für zwei bis drei Open-Air-Konzerte zur selben Zeit an. So aber stromern Touristen durchs Gefilde. Wir stromern mit. Was es zu sehen gibt, belegen einige der Fotos. Mir kamen die zahlreichen Sitzgelegenheiten entgegen. So viele seltene Bäume, bunte Blumen und frisch gezupfter Rasen führen bei mir zum Overkill. ich muss dann die Beine lang machen (obwohl die Pfade sehr griffig sind und sich leicht gehen).
Heimisch aber fühle ich mich im Japanischen Garten. Vielleicht liegt’s an den Pflanzen, die alle eine Nummer kleiner sind, bonsai-artig halt. Vielleicht liegt’s an der dezenten Gestaltung und an den leise gluckernden Bächlein, die ihn wie eine Lebensader durchziehen. Vielleicht ist’s auch genau der richtige Kontrast zum zuvor bewunderten „Pepper Pot Tower“, der einem Disney-Film entlaufen scheint und dem nur die quietschbunte Farbe fehlt (der Stilberater empfiehlt rosa). Natürlich spricht da nur der pure Neid aus mir, denn wer hätte nicht gern einen eigenen Turm in seinem Gärtchen?
Die Atmosphäre ist trotz des Touristen-Überhangs – die wenigen Gärtner halten sich dezent im Hintergrund – angenehm ruhig, und niemand versucht dem zarten Rasen ein Leid zuzufügen. Nur ich trampel einmal drüber, als niemand guckt, um mich einem der Bäume aus dem uralten Bestand zu nähern und mir mit Hilfe des sehr kleinen Schildchen einen Eindruck vom Namen zu verschaffen.
Unser Fazit nach der dreistündigen Gartenschau: Wer Blumen liebt und Bäume mag, ist in Powerscourt Gardens gut aufgehoben. Selbst ich trauere dem Eintrittspreis nicht nach. Nur passt verflucht nochmal auf, dass ihr den glatt gebürsteten Rasen nicht betretet!
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[Die Google-Map zeigt „Powerscourt“. Das „Kleeblatt“ weist auf das Eingangsportal hin (ja, da parkte der Bus), die „Blume“ auf das Herrenhaus. Die Karte kann mithilfe der links befindlichen Leiste gezoomt werden. Wenn man die orangefarbene Figur auf die Karte setzt, gelangt man in die „Street-View-Ansicht“; sogar der Garten kann „bewandert“ werden.]
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[Die Galerie zeigt weitere Impressionen von Powerscourt Gardens. Die Galerie lässt sich mit den beiden Buttons unten rechts “bedienen”. SL – der linke Button – löst eine Slideshow aus, mit FS – der rechte Button – wechselt man in den Vollbildmodus.]
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Auf uns wartet der nächste Höhepunkt.
Durch eine kleine Wanderung lässt sich sogar Geld sparen! Den „Powerscourt Waterfall“ erreicht man mit dem Pkw zwar in einer schnellen viertel Stunde, trifft dort aber wieder auf Mr. Obolus. Wir aber parken oberhalb des Tals auf dem „Crone Car Park“. Von dort führt ein Wirtschaftsweg schnurstracks ins Tal hinab. Er gabelt sich hier und auch einmal dort, bis wir wissen: Jetzt sollten wir beide die Daumen drücken, das wir auf dem rechten Pfad gelandet sind. Für gut 200 Meter Wegstrecke schifft ein Bächlein genau auf unseren ausgerechnet jetzt sehr pfadigen, also schmalen Weg. Wir gleiten mehr als das wir gehen immer weiter, bis wir vor einem nicht unedlen Haus mitten im grünen Wald enden. Das kann nicht richtig sein. Aber wir hören das Wasser – entweder den Bach, der dem Wasserfall entspringt, oder den Wasserfall selbst. Also schlagen wir uns querwaldein durch die Büsche – ein gelungener Kontrast zu den gefegten Spazierwegen im „Powerscourt Gardens“.
Gut durchgematscht queren wir über klobige Trittsteine den besagten Bach und sehen uns bald darauf mit einem ausgedehnten Wiesengelände konfrontiert, ergänzt um eine Imbissstation und einen tollen Kinderspielplatz. Wir lassen alles rechts liegen und gucken lieber wie viele andere Wasserfall. Den größten von ganz Irland immerhin.
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[Die Google-Map zeigt die Gegend um „Powerscourt Waterfall“. Das „Kleeblatt“ weist auf den „Crone Car Park“ hin, der „Regenschirm“ auf den Wasserfall. Die Karte kann mithilfe der links befindlichen Leiste gezoomt werden. Wenn man die orangefarbene Figur auf die Karte setzt, gelangt man in die „Street-View-Ansicht“; sogar die Gegend um den Wasserfall kann auf diese Weise erkundet werden.]
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Und er sieht wirklich imposant aus. Überhaupt ist das gesamte Areal sehr besucherfreundlich angelegt. Statt picknick-willige Reisende und Einheimische schalten und walten und die Landschaft versauen zu lassen, wie sie lustig sind, gruppieren sich viele Sitzgruppen mit Grillgelegenheiten hier und da.
Und Opi schunkelt sein Cabrio und seine jüngere Braut bis knapp vor den Wasserfall – bis dahin habe ich noch keine Vorstellung davon gehabt, wie ein Drive-in-Wasserfall aussehen kann. Wir verabschieden uns leider von der sehr entspannten Atmosphäre. Diesmal aber wissen wir genau, wo es langgeht.
Es geht wirklich schnurstracks durch den Wald. Obwohl der Anstieg ordentlich ist, sind wir so zeitig am Wagen, dass wir noch eine weitere Sehenswürdigkeit aufs Korn nehmen können. Wenn Petra gewusst hätte, was sie erwartet …
Ich füge nur ganz kurz ein, dass Petra mit gewissen „Höhen“ Schwierigkeiten hat. Sie hangelt weniger gern an Abgründen entlang als ich. Und manchmal mag sie gar nicht in die Tiefe schauen und sehen, was da ganz ganz weit unten los ist. Die R 759 passiert auf der „Sally Gap“ die alte, von den Engländern 1798 errichtete „Military Road“ (die Heerstraße wurde von ihnen nach dem Aufstand der Iren gebaut). Das alles spielt sich auf gut 500 Metern Höhe ab – aber Sally Gap sparen wir uns für den Donnerstag auf, wir machen wenige Kilometer vorher Halt.
Wir parken direkt an der R 759, um nach einigen Metern jäh in Abründe schauen zu können. Petra hat sofort genug gesehen, während ich die Gelegenheit nutze, zumindest mit der Kamera das tiefer gelegene Gelände zu erkunden.
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[Die Google-Map zeigt die Gegend um „Lough Tay“. Das „Fernglas“ weist auf den Aussichtpunkt hin, von dem man den besten Blick über den See und die Wicklow Mountains hat. Die Karte kann mithilfe der links befindlichen Leiste gezoomt werden. Wenn man die orangefarbene Figur auf die Straße setzt, gelangt man in die „Street-View-Ansicht“.]
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[Die Galerie zeigt weitere Impressionen vom Powerscourt Waterfall, von Lough Tay und von der Küste bei Kilcoole. Die Galerie lässt sich mit den beiden Buttons unten rechts “bedienen”. SL – der linke Button – löst eine Slideshow aus, mit FS – der rechte Button – wechselt man in den Vollbildmodus. Für die richtige Anzeige der Galerie ist der Flash Player von Adobe notwendig.]
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Denn Unbefugten ist der Zutritt nicht erlaubt. Der nördliche Strandbereich von „Lough Tay“ gehört der Familie Guinness. Ob sie dort Bier braut, entzieht sich meiner Kenntnis, auf jeden Fall tut sich da einiges. Es sieht aus, als ob frühe Holzhäuser und zwei hölzerne Langschiffe nachgebaut wurden. Da juckt es dem Herrn Müller richtig in den Fingern, das Ganze näher und mit eigenen Augen betrachten zu können.
Mit dem Gefühl, trotz des großartigen Blicks über die Wicklow Mountains, die kargen Gipfel und die grünen Täler, etwas verpasst zu haben, machen wir kehrt. Es ist spät geworden. Außerdem besteht Petra zu recht auf ihren täglichen Strandspaziergang.
Bei Kilcoole quetschen wir uns über die enge Straße zum Kiesstrand und nehmen noch eine Schaufel voll Abendstimmung mit, um kurze Zeit später hungrig über die Küche im Wilton Hotel herzufallen.
Diesmal stehen zwei wild schäumende Glas Guinness für mich bereit. Ich trinke sie nach den vielen blumigen Eindrücken und einem Wohl auf die Guinness Family mit Genuss. Ob ich dadurch gestärkt bin, wird sich am nächsten Tag beweisen – denn es geht ins „Devil’s Glen“. Das klingt ganz so, als ob es keine Wanderung für Weichereier ist …
Simone
Posted at 19:22h, 10 MärzHaaaallo,
tolle Bilder…
Wir sind nach unserer Schottlandreise auch absolute Fans des Nordens geworden, Irland steht auch noch auf der To-Do Liste. Einfach traumhafte Landschaften da oben.
Viele Grüße und Daumen hoch für diesen tollen Blog
Simone
(www.hiking-touren.de)
Georg
Posted at 12:17h, 11 MärzFür Irland (und auch für Schottland?) ist ja eine gewisse Regentauglichkeit notwendig, aber wer die mitbringt, lernt eine wundervolle Landschaft kennen und, wie wir, lieben. Das gilt zumindest für Irland, denn bei uns steht Schottland auf der (leider sehr langen) To-do-Liste. Und dein Kommentar erinnert mich daran, dass noch zwei fertig geschriebene, aber noch nicht um die Fotos ergänzte Irlandberichte in den Tiefen der Festplatte schlummern. Es wird also, hoffentlich demnächst, weitere Fotos und Berichte aus Irland geben. :-)