"Ja, wo liegen sie denn, wo liegen sie denn rum?" - oder: der "Bad Breisiger Keltenwanderweg"

„Ja, wo liegen sie denn, wo liegen sie denn rum?“ – oder: der „Bad Breisiger Keltenwanderweg“

"Ja, wo liegen sie denn, wo liegen sie denn rum?" - oder: der "Bad Breisiger Keltenwanderweg"Wenn ich auf einem Schildchen Bemerkungen lese wie „… sind im Gelände noch gut erkennbar“, und ich gucke mir dann einen Wolf nach dem, was da „gut erkennbar“ ist oder sein soll, zweifle ich an diesem und jenem und ganz besonders an meinem Verstand (oder zumindest an meinem Blick fürs Detail). Aber dazu später mehr.

Kurze Wegstrecken haben in der manchmal doch sehr trüben Winterzeit einen nicht unwichtigen Vorteil. Sie sind schnell gegangen. Das ist einerseits schade, denn wir wollen durch die gewählte Wanderung auch dem Daheim entfliehen, wenigstens für einige wenige Stunde „vor die Tür“ gehen.

Andererseits nervt diese Winterlandschaft auch ganz schön, und ich frage mich dann jedesmal, wer auf die Idee gekommen ist, die Bäume im Herbst zu entlauben und erst im Frühjahr dafür Sorge zu tragen, dass die Blätter wieder angeklebt werden. Ich pflege dann zu sagen: Da fliegen die zum Mond, aber schaffen es nicht, dass die Bäumchen das ganze Jahr über schön grün sind.

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Burg Arenfels.

Eine Alternative sind Nadelwälder. Die sind, falls sie nicht von diesem Waldsterben heimgesucht wurden, immergrün. Nerven mich in der Masse aber auch.

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Unter uns liegt Bad Breisig (Nichtraucher), jenseits des Rheins Bad Hönningen (Raucher)

Der geneigte Leser merkt spätestens jetzt, dass dies ein sehr schwieriger, um nicht zu sagen sehr trüber Bericht werden könnte. Was dann aber wieder recht gut die Stimmung wiedergibt, in der ich mich bei den Winterwanderungen gern einmal suhle. Melancholie & Trägheit. Aber mit Sonnenschein, denn die Wanderung praktizierten Petra und ich an einem Sonntag mitten im Januar, und wir erwischten auch eine Handvoll Sonne, die sich eifrig gegen die maue Stimmung stemmte.

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KurzInfo! Der „Bad Breisiger Keltenwanderweg“ stellt keine großen Anforderungen an die Kondition. Die erste Steigung zum Felsensporn hinauf raubt etwas den Atem, doch sobald der Anstieg genommen ist, führt der weitere Weg ohne nennenswerte Hügel auf der Hochebene weiter. Die Strecke ist 6,3 Kilometer lang und weist 199 Höhenmeter auf. Mit ordentlichem Schuhwerk sollte der Weg keine große Mühe bereiten und gut innerhalb von 2 Stunden zu bewältigen sein. Unterwegs laden sehr viele Rastbänke ein, die Beine auszustrecken und die Augen über das Rheintal oder die Eifelhöhen schweifen zu lassen. Da der Startpunkt in Bad Breisig liegt, stehen sicherlich ausreichende Einkehrmöglichkeiten zur Auswahl. Wer mit dem Fahrzeug anreist, sollte sich den vorgeschlagenen „Parkplatz Römer-Thermen“ anschauen – und dann selbst entscheiden, ob er dort oder in der Nähe parkt.

Eine Wegekarte findet der Leser weiter unten. Über den Klickpunkt “drucken” stehen Optionen zur Auswahl, wie detailliert die PDF sein soll – am besten einfach ausprobieren, herunterladen und dann entscheiden, welche Version man bevorzugt. GPS-Tracks können ebenfalls abgerufen werden. Und die Karte kann mit Hilfe des Reiters über dem Kartenbild in unterschiedlichen Ansichten (beispielsweise bei “Google Earth”) betrachtet werden.

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Die Landschaft hat es schwer, gegen die trübe Stimmung anzukämpfen.

An den Wanderweg kam ich wie die Jungfrau zum Kinde. Hört sich komisch an, ist aber so. Der Eifelverein wies in Facebook darauf hin, dass ab sofort auch Bad Breisig und Umland den „Eifelpfadfinder“ nutzt. Ich suchte also eine Strecke heraus, die verlockend klang (Kelten ziehen bei mir immer), der Drucker pinnte sie aufs Papier, und wir fuhren das kurze Stück den Rhein hinauf bis Bad Breisig.

Vom vorgeschlagenen Startpunkt „Parkplatz Römer-Thermen“ sehen wir wegen eines bösen Hinweisschildes („Nur für Besucher des Thermalbades“ oder so) ab. Wir schaukeln unseren handlichen Wagen also weiter, gönnen uns einen anderen, nicht minder großen Parkplatz und ignorieren dort ganz zufällig ein weiteres Hinweisschild („Nur für Besucher des Thermalbades“ oder so). Es muss ein riesiges und sehr gut besuchtes Thermalbad sein, zu dem die Menschen mit Personenkraftwagen, Omnibussen und Kurzstreckenflugzeugen angereist kommen, für die viele Parkmöglichkeiten vorgehalten werden müssen. Durch so etwas lasse ich mir meine miese Laune natürlich nicht verderben! Petra muntert mich auf, indem sie den Rucksack trägt. Das macht es mir leicht, gute Miene zum tristen Tag zum machen. Aber es soll noch besser kommen.

 Der Experte für Outdoor und Touren

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Die ersten Schritte führen uns durch Bad Breisig. Tja. Danach steigen wir in einen Hang hinein, der uns rasch und atemlos und in vielen Kehren hinaufträgt. Ab und zu werfen wir einen Blick zurück. Es folgt uns niemand (beispielsweise ein Mitarbeiter des Thermalbades: „Ihr hättet nicht parken sollen!“) Die Aussicht über den Rhein, die träge dahinfließenden Schiffe, das jenseitige Ufer mit der Burg Arenfels und der Stadt Bad Hönningen sind zu anderen Jahreszeiten bestimmt etwas, was ich dann als „Augenweide“, Augenschmaus“, „Blickfang“ umschriebe, heute aber liegt alles recht flach da, ein bedrückendes Grau, etwas erdbraun-artig, vielleicht sogar in unterschiedlichen Schattierungen, die aber alle verwaschen und unattraktiv ausschauen.

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Fehlt nur noch der Regen.

Hier und da sprenkeln grüne Flecken das Landschaftsbild, doch sehen die etwas deplatziert aus. Schön ist es aber immer, die Schlote der Solvay Werke in Bad Hönningen zu sehen. Das lasse ich mir auf der Zunge zergehen: Chemiewerke in einem Heilbad, geschätzte 500 Meter von den Thermen entfernt. Die Ausdünstungen nehme ich übrigens immer als Orientierungspunkt, wenn wir in der Eifel wandern. Der Dampf schlängelt sich so hoch, dass er von der Vordereifel aus von fast jedem beliebigen Punkt zu erkennen ist: „Da ist Bad Hönningen“.

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Lichtblicke: Farbflecken.

Auf der Anhöhe verschnaufen wir nicht lange, sondern suchen „auf dem Hahn“ die „Keltische Fliehburg“. Eine Schautafel erzählt einiges über die Höhenburg, die hier auf dem Sporn noch heute gut erkennbar sein soll. Ja, ich liebe solche Aussagen. Ich komme mir dann immer wie ein tumber Blindfuchs vor, der lauter Steinen die Burg nicht sieht. Wo auch immer Kelten etwas mit ihren Händen erschaffen hatten, ich sehe es nicht. Oder vielleicht doch? Ganz ehrlich – diese Hügelchen, Erhebungen und Bodenwellen könnten – ja, könnten! – richtig alt sein, aber müssen es nicht. Könnte auch einfach der Erdaushub von Schmitzens Willi sein, der dort letztes Jahr seine Angetraute Hedwig vergraben hat. Vermutlich bin ich aber einfach zu blöd, um antiken Schutt von modernem Schutt zu unterscheiden.

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Augen auf! Mittendrin im Dunst erhebt sich die Ruine Olbrück.

Derart aufgemuntert, verabschieden wir uns von den Kelten (wo auch immer sie liegen mögen) und verlassen den Sporn, um in einen unbelaubten Mischwald einzutauchen. Die Sonne stiehlt sich durch das dürre Geäst und hellt die bedrückte Stimmung dann und wann auf. Der Weg ist schön schmal, wenigstens das, und schlängelte sich durch das Gelände, bis wir nach einer knappen Stunde zur Mönchsheide gelangen.

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Die Sonne scheint, die Bäume schlagen bereits aus.

Das scheint ein Tummelplatz für Wanderer, Jogger, Läufer und Walker zu sein, sodass wir recht rasch den Weg zurück einschlagen. Aber selbst für einen Sonntag – und trotz der Sonne und der angenehmen Temperaturen – bleibt der von uns gewählte Weg staufrei. Wir wandern also weiter, der Weg verbreitert sich, geht in einen Forstweg über, der noch dazu durchs Nadelwäldchen streift.

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„Komm schnell her, hier ist was Grünes!“

Auf neu aufgestellten Tafeln erfahren wir einiges über die „Bäume des Jahres“, natürlich mit dem passenden Baum dazu.

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Wissen schadet niemals.

Die Stimmung scheint einen Moment lang umzuschlagen, doch dann werde ich auf einem Schild mit dem „wechselfeuchten Tümpel“ konfrontiert. Das hört sich natürlich trostlos an, weshalb wir lieber schnell den Tümpel und das Wechselfeuchte, das ihm anhaftet, hinter uns lassen.

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Durch sogenannte „Laubnester“ sollen die Bäume weniger trist erscheinen (Feldversuch der „Arbeitsgemeinschaft Fröhlicher Wald“.)

Bald schon schließt sich der Kreis, wir sehen durch das mürbe Astgespinst den Rhein und die Burg Arenfels und hätten nun noch die Möglichkeit, mitten im Abstieg einen Abstecher zum „Vierburgenblick“ zu machen. Aber haben wir wirklich Lust dazu? Nein, haben wir nicht. Das Thermalbad ist uns nächstes Ziel, zumindest der dortige Parkplatz, denn bei dem Gedanken an etwas „Wechselfeuchtes“ vergeht uns auch die Lust aufs Thermalbad.

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Nicht das Thermalbad, sondern der wechselfeuchte Tümpel.

Nach gut zwei Stunden Wanderung durch laublosen Laubwald steigen wir schweigend in unseren Wagen und verlassen den Ort, an dem wir gar nicht parken durften.

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Sieht so aus: der „Rheinburgenweg“ – ehrlich gefährlich!

Hört sich jetzt alles schlimm an? Ja, vermutlich. Aber es sind halt Wechselbäder, diese Wanderungen im Winter, selbst ohne Wechselfeuchte. Das Wetter war gut, die Stimmung auch, und der Wanderweg, wenn ich nun ernsthaft bin, war auch nicht der Schlechteste. Gut, die keltische Fliehburg machte ihrem Namen alle Ehre, es schien, als hätten die Kelten den Ort seinerzeit fluchtartig verlassen und alles mitgenommen, selbst die Steine.

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Burg Arenfels.

Doch so mancher Blick in die Eifel oder über das Rheintal sind zu einer anderen Jahreszeit sicher die Fahrt wert – wenn man nicht allzu weit entfernt wohnt. Die kurze Strecke lege ich natürlich niemandem mit langem Anfahrtsweg ans Herz. Doch wer wie wir nicht mehr als eine viertel Stunde Anfahrt hat, sollte sich nicht scheuen und dem „Keltenwanderweg“ eine Chance geben. Vielleicht hat er oder sie ein wacheres Auge als ich und entdeckt die Spuren der Kelten. Vielleicht genügt ihm auch die kurze Wanderstrecke, um Atem zu schöpfen und sich vom Alltag zu lösen. Uns jedenfalls ist Letzteres auch gelungen. Mehr wollten wir nicht – und diesen Wunsch hat der „Keltenwanderweg“ erfüllt.

8 Comments
  • Wandergeschichten
    Posted at 22:27h, 04 Februar Antworten

    Wenn man den Fotos glauben darf, war es doch richtig nett :-) oder nicht?

    • Georg
      Posted at 11:37h, 05 Februar Antworten

      Wanderungen mit meiner Ehefrau sind immer richtig nett. :-)

  • Ursula Peters
    Posted at 18:43h, 04 Februar Antworten

    Oh, oh, Bonjour Tristesse, wohin das (geneigte) Leserauge blickt, obwohl man das dem Autor dank der Bilder nicht so recht abnehmen konnte! Wenigstens gab es aber doch ein versöhnliches Ende!

    • Georg
      Posted at 11:37h, 05 Februar Antworten

      Wenn ich mit meiner Ehefrau wandere, sind sogar die Zwischenschritte sehr versöhnlich. ;-) (Bei Wanderungen mit anderen übrigens auch!) Und dieser Wanderweg gehört ja zu der Vielzahl an kurzen Wegen, die nahe bei den Gemeinden liegen und im Grunde den dort Wohnenden (oder den Übernachtungsgästen) dienen sollen. Und diesen „Zweck“ erfüllt der „Keltenwanderweg“ allemal, auch wenn die Melancholie im Wanderbericht die Oberhand gewonnen hat.

  • Angelika
    Posted at 17:51h, 04 Februar Antworten

    Also ehrlich gesagt – ich finde die Bilder doch recht bunt und schön – Ihr hattet ja wenigstens Glück, daß Euch die Sonne begleitet hat :-) und das Ganze ein bischen zum Strahlen gebracht hat so wie mich jetzt wieder, wenn ich Deinen Bericht gelesen habe :-)
    Vielen Dank dafür

    Liebe Grüsse Angelika

    • Georg
      Posted at 11:31h, 05 Februar Antworten

      Fotos können ja täuschen. ;-) Aber du hast natürlich recht, die Sonne schien, und das verwandelt doch immer eine eher trübe Stimmung in eine sonnige. Auch wenn’s der Bericht nicht vermuten lässt: Wir kamen gut gelaunt nach Hause.

  • Elke
    Posted at 17:43h, 04 Februar Antworten

    Neeeeee neeeeee, es ist doch immer wieder schön dich zu lesen.
    Deine Fotos lassen nicht vermuten, dass es eine so doooofe Wanderung war, sie sind nämglich sehr schön geworden. Dank Sonnenlicht erscheint auch der winterliche Wald nicht ganz so fade.
    Danke für die Minuten der Erheiterung :-)
    LG
    Elke

    • Georg
      Posted at 11:30h, 05 Februar Antworten

      Höchstwahrscheinlich spiegelt sich die eigene Befindlichkeit im Wanderbericht wieder. Ich hätte beim Schreiben nicht raus in unseren traurig-tristen Garten schauen sollen. ;-)

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