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Zwei alte Herren und eine uralte Burg – oder: die Traumschleife Masdascher Burgherrenweg

Jau, zwei Mal das Herrengedeck. Wer das noch kennt, ist hier richtig bei uns. KD und ich wandern nach längerer Pause mal wieder gemeinsam. Gemeinsam packen wir die 100 Jahre. Gemeinsam stiefeln wir los. In Mastershausen, um uns die Traumschleife „Masdascher Burgherrenweg“ einzuverleiben. Petra und ich erwanderten den Wanderweg vor gut zwei Jahren, doch damals gab es ein Zusatz-Schleifchen noch nicht, das jetzt aber längst zur Route gehört wie der Burgherr zur Burg. Doch dazu später mehr.

Bei der ersten Wanderung parkten wir mitten im Ort, Parkmöglichkeiten sind dort vorhanden, die Wanderung startet man an der Bushaltestelle Ortsmitte. Doch da KD und ich ja lieber fahrnfahrnfahrnaufderautobahn, beginnen wir gleich dort, wo Eingangsportal und mehr zum Einstieg einladen. An der Grillhütte und der Masdascher Hallgarten, gut zu erreichen über die K 69, die links mitten im Ort leicht abschüssig hinunterläuft (rechts, wenn man in Masterhausen von der anderen Seite einfährt – die richtige Richtung suche sich nun jeder selbst heraus). Damit sparen wir uns einigen Hundert Meter Ortsrandlage, was ja meist so idyllisch ist, wie’s klingt. An der Freizeitanlage sind die die ersten Parker, das Ensemble ist nett anzuschauen und wartet mit einigen hübschen Ideen auf. (Die letzten Fotos zeigen KD inmitten der hübschen Ideen.)

Wie herum laufen? Wir laufen gegen den Uhrzeiger, ist auch die vorgesehene Wanderrichtung und grundsätzlich empfehlenswert. Nach den ersten gemessenen Schritten vorbei an Feldern, Äckern, Wäldchen links oder rechts, zieht es uns über einen schmalen Pfad hangwärts. Mitten hinein ins Windwurfgebiet, dass (zwei gute Jahre später, ich erzählte es) jetzt bereits offenbart, wie es sich so langsam entwickelt. Von den (niedergerafften) Bäumen hin zu einem von veritabler Vegetation gesprenkelten Hang, garniert mit einer Aussichtsplattform und einem Waldsofa, dass wir Eindrücke sammeln und (nette) Ausdrücke wechseln können. Die Stimmung steigt, der Pfad neigt sich hinunter. Zum Mastershausener Bach. Vor dessen Querung – eine Holzsteg befördert uns sicher von hier nach dort – wir das Schild „Kleiner Masdascher Bach“ erblicken – sollte sich das Rätsel um des Weges Namen so also gelöst haben?

 

 

Wir ziehen erst mal weiter und passieren eine Brücke über den Wohnrother Bach. Am Katzenloch könnten wir lauschig rasten, aber wir wandern fort. Ach, und überhaupt sammeln sich hier die Bäche und Bächlein, um irgendwo hinzusäuseln, vermutlich hinaus in die weite Welt. So viel Gehaltvolles müssen wir auch gedacht und gesagt haben, und Flüche über flutschiges Geläuf waren auch dabei – jedenfalls haben wir einen ganzen Sack voll Begründungen, weshalb wir rechts am Bächlein entlangschlurfen. Wo doch links entlang so viel richtiger wäre. Was wir sehen, als wir am jenseitigen Ufer eine uns seltsam bekannte Beschilderung entdecken. Wie gut, dass der Matsch noch matschig ist. Wir nehmen noch einige Füße voll mit, steigen über eine weitere Brücke, sind jetzt links, wandern mit dem Bach, gucken in Schieferstollen, sehen hier und später zerfallene Mühlengebäude wie die Bucher Mühle oder die Mohre Mühle und erhaschen bei der Weienmühle wieder das Tageslicht, denn bis dorthin schlängelt sich der Weg entlang des Mastershausener Bach und der schroffen Schieferfelsen – mal breit, mal schmal und dicht überdacht von Laub- und Nadelbäumen. Unzählige Rinnsale fließen dem Bach zu, satt getränkt vom Regen der vergangenen Tage.

Die Ruine Balduinseck schauen wir uns von außen und von innen an. 2012 konnten wir sie nur mit nervösem Links- und Rechtsgucken („kommt keiner?“) betreten, denn Geröll lag noch verstreut im Burggelände, und der Zugang über die Stahltreppe bestand noch gar nicht. Jetzt aber ist sie ein hübsches Kleinod, soweit sich dies von einer Ruine behaupten lässt. Jedenfalls schauen wir recht angetan ins Tal, und für eine erste Rast reicht’s natürlich auch.

Wir unterqueren dann die Straße und schlängeln uns zusammen mit dem Schumbach durch lauschigen Auenwald bergan. Richtig aufwärts zwingt es uns dann nach einer weiteren Brücke, Felsklippen knirschen unter unseren Füßen, wir hängen mal kurz in den Seilen, aber schnell sind wir oben, passieren bald die bewohnte Kaspers Mühle und schwenken kurz danach links ins Aubachtal.

Ich gucke KD an. Der grinst nur. „Schlussanstieg?“, frage ich ihn. Er nickt. Jetzt ist KD in meinen Augen kein Mensch, der gut lügen kann. Zudem ist das „Schlussanstieg“ ein running gag (was bei unserem betulichen Tempo natürlich schon ein NoGo ist), kein Wanderweg hat so viele Anstiege, wie KD mir jedes Mal als „Schlussanstieg“ verkaufen will. (Außerdem ist er den Masdascher noch gar nicht gelaufen …) Jedenfalls schnaufen wir uns bergauf, und wenn du denkst, du siehst die Hügelkuppe, schiebt sich noch eine Kurve in den Weg. Unglaublich hoch geht es zwar nicht, aber manchmal fühlen sich zwei alte Herren echt alt. Und dann kommt einem jeder Anstieg in die Quere. Oben dann fallen wir fast fidel auf eine Bank, strecken alles aus, fassen Wasser und schauen tief hinab ins Tal, sehen auch die vielen letzten Anstiege unter uns liegen und freuen uns, dass noch viele weitere letzte Anstiege auf uns warten.

Aber nicht mehr lange, denn auf dem Hochplateau wandern wir mit Blick über die Hunsrückhöhen hinüber zum Burgberg, der – da wir ja schon oben sind, wenig bergauf aufzwingt. Verquastet gewachsene Eichen gesellen sich zu uns, bis wir die Hütte auf dem Fels erreichen, den schon die Kelten als „nett“ empfunden haben mussten, denn immerhin setzten auch sie sich hier nieder, tanzten Ringelreigen und hauten sich munter auf die Köppe. Wie die Kelten halt sie waren. KD und ich aber sind friedliche Alte, genießen einfach die Natur, tänzeln leichten Fußes auf schmalem Pfad auf der anderen Seite des Burgberg bergab, umschiffen einen römischen Brunnen, der seltsam deplatziert im Hang hängt (wer aber „Asterix“ kennt, der weiß ja, dass die Römer spinnen), und erreichen den Talgrund, um mit dem Mörsdorfer Bach über Felsen und Klippen zu springen.

Ganz so arg ist es nicht, aber der Pfad führt auf Tuchfühlung zum Wasser bis zur nächsten Brücke, die wir – ach, eigentlich nicht überqueren müssten, doch ein Zettelchen weißt darauf hin, dass jenseits der Brücke der Bach sich nach dem Hochwasser 2011 ein neues Bett geschaffen hat. Bei dem Wort wanken wir mal müde rüber, schauen uns das nasse Bett an, um dann die Brücke ein zweites Mal zu überqueren – um am Rastplatz Herzenauer Hannes geschafft vom Nichtstun niederzusinken.

Das folgende Wegstück am Solsberger Bach (Ohne-Preis-Frage: Wie viele Bäche säumten unseren Weg?) vorbei läuft es sich eher gemütlich, bis wir nach einem Fahrweg vor einer der wirklich großen Fragen der Menschheit stehen. Ein schüchternes Schildchen bietet uns zwei mögliche Alternativen oder so an: rechts sticht die gelb eingezeichnete „leichte Alternative“ ins Auge, und links … tja, da schweigt sich das Schildchen aus. Wir gucken einem Trekker nach, der an uns vorbeituckert, auf dem Hänger … Farbeimer! „Jetzt werden die Bäume angemalt, es wird Frühling!“, sagt einer von uns beiden, bevor der andere den fatalen Fehler macht, „Schlussanstieg“ murmelt und links aufsteigt. Wohin des Wegs, will ich hinterherrufen, doch KD stampft schneller als jeder Trekker hinan – ich hinterher. Der Weg windet sich rauf, rum um die Hügel, um dann … oha und oje, an einem weißen Kreuz vorbeizuschliddern, von dem ich jetzt doch wirklich nicht mehr weiß, wofür oder für wen es stand, so arg verwittert und vergessen. Jedenfalls mag ich jetzt auch gar nicht drüber nachgrübeln, ein weißes Kreuz war Grund genug, dass wir in die Hanglage stiegen und gleich darauf wieder runterzockeln. Sicher, man meidet den breiteten Fahrweg im Tale (und läuft nicht Gefahr, von Malern auf Trekkern plattgemacht zu werden, aber liebe Mitwanderer, wählt die „leichte Alternative“, die tut’s auch.

Auch auf dem weiteren Weg liegt linker Hand der Eingang zur Grube Apollo, natürlich durch ein Eisengitter vor uns gesichert. Reingucken geht, reingehen geht nicht. Wir also gehen weiter, schnaufend bald, denn der „Zick Zack Pfad“ führt uns hinauf, unterwegs nehmen wir noch einige Aussichten mit, zockeln dann zwischen Feldern zur Kreisstraße, queren diese und auch die folgende Landstraße und sehen bald das, was wir als So-gut-wie-Westerwälder natürlich vor der Haustür haben: einen Römerturm.

Nun ist der Hunsrück weniger bekannt für seine Römertürme. Unsere Vorab-Erklärung ging eher so. Die Römer bauten im Westerwald (und im Taunus und weiter runter, was halt so auf dem Weg lag) erstmal einen Römerturm. Und danach noch einen. Sobald die mit dem Ersten fertig waren und am Zweiten bauten, kamen die Germanen und machten den Ersten kaputt. Blöde Sache. Das ging dann einige Jahre so, bis einer der Römer auf die Idee kam: „Wir bauen die Türme im Hunsrück und schaffen die dann rüber.“ Gesagt, getan. Römertürme (die hießen damals natürlich noch „Türme“, weil Römer und Germanen ja wussten, dass die Römer sie gebaut hatten) also komplett durchgebaut, so um die 200 Stück, dann gesammelt drauf auf die Ochsenkarren und ab in den Westerwald. Auf Pfiff dann synchron aufgestellt und gut war’s. So stellten wir uns das also vor, und der Römerturm auf dem Masdascher steht symbolisch für die 200 Türme dort oben.

Am Römerturm lasen wir dann die profane Erklärung: 500 Meter entfernt lief die römische Fernstraße von Kirn nach Treis an der Mosel. Unsere Geschichte klingt vernünftiger. Vom Römerturm hätten die Römer übrigens eine tolle Aussicht sicher bis in den Westerwald gehabt. Zu den anderen Römertürmen. Aber so soll es ja nicht gewesen sein. Der Römerturm wurde übrigens nach Petras und meiner Wanderung in die Traumschleife einbezogen, er gehört also zu dem Abschnitt, der damals noch nicht Teil der Traumschleife war.

Den schönen Rest der Traumschleife wandern wir auf Augenhöhe mit dem Mautzbach, Damwild und Schafen zum Wilden Bauerngarten, der Bestandteil des „Masdascher Hallgartens“ ist. Wir lassen es langsam auslaufen, denn hier sitzt es sich inmitten von Blumen und Büschen sehr schön.

Sehr schön ist auch das, was ich als Fazit mit nach Hause nehme. Die Traumschleife ist wunderbar abwechslungsreich, hat Burg und Berge, Bäche und Römerturm, ist lauschig in den Tälern und luftig auf den Höhen. Und hat viele, viele Schlussanstiege. (Nein, wer durchschnittlich gute Kondition hat, kommt auf dieser Traumschleife bestens zurecht).

Die Traumschleife „Masdascher Burgherrenweg“ ist 13,9 Kilometer lang und weist 439 Höhenmeter auf, als Gehzeit sollten 4 bis 5 Stunden veranschlagt werden. Alle nötigen Informationen können über die Karte oben abgerufen werden. Festes Schuhwerk mit griffiger Sohle sollte wegen der zahlreichen Pfade in Ufernähe und über felsige Abschnitte selbstverständlich sein, unterwegs ist keine Einkehrmöglichkeit vorhanden, sodass Proviant und ausreichend zu trinken mitgenommen werden muss.

 

 

6 Comments
  • Werner
    Posted at 19:52h, 05 Mai Antworten

    Hallo,

    man lernt nie aus. Da stehen oder besser standen 900 Römertürme entlang des Limes vom Rhein zur Donau. Und nun gibt es die Nr. 901 im Hunsrück. Nicht zu glauben. Danke für die Wanderung und Information.
    Werner

    • Georg
      Posted at 12:39h, 06 Mai Antworten

      Gern geschehen. Vielleicht muss jetzt sogar die Geschichte neu geschrieben werden. ;-)

  • Guido
    Posted at 20:48h, 04 Mai Antworten

    Hast du wieder gut hingekriegt, Georg; tolle Beschreibung mit schönen Bildern, die Appetit machen, so soll das sein. Lieben Gruß. Bin übrigens bald selbst auf dem SHS unterwegs, freue mich wie Bolle

    • Georg
      Posted at 15:36h, 05 Mai Antworten

      Vielen Dank, Guido! Dann werde ich Deine Wanderungen auf dem Saar-Hunsrück-Steig hoffentlich mitverfolgen können?

  • Alex
    Posted at 19:04h, 02 Mai Antworten

    Klasse Bericht und Tour. Das wäre genau was für mich!

    • Georg
      Posted at 11:01h, 03 Mai Antworten

      Vielen Dank – ja, die Tour gefällt sicher nicht nur mir. In der Region liegen ja etliche sehr schöne Traumschleifen recht nah beieinander.

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