
16 Mrz Versprochen! Der letzte Schnee in diesem Winter – oder: 3 Tage Prüm
Vor einigen Wochen buchten wir ein Doppelzimmer für 2 Übernachtungen in der Jugendherberge in Prüm. Wir sind Mitglied im Verband, nutzen aber diese seit Jahren nicht. Einmal fuhren wir schon los, auch in Richtung Prüm, doch bevor uns Glatteis auf der Eifelautobahn aus der Bahn werfen konnte, sagten wir damals ab und glitten wieder zurück nach Hause.
Diesmal soll alles anders werden. Bis zum 15. März boten die Jugendherbergen in Rheinland-Pfalz Übernachtungen zu einem Preis an, bei dem wir nicht Nein sagen konnten (76 Euro für uns beide – Kinder wären im Preis auch noch inbegriffen gewesen, so sie hätten mitfahren wollen -, 2 Übernachtungen mit Frühstück und einem Abendessen am Ankunftstag). Und Mitte März wird das Wetter sicher schon die ersten Frühlingsfühler ausstrecken – oder nicht?
Wo auch immer dieser Frühling seine Fühler ausstreckt, in der Eifel jedenfalls ist das nicht. Aber trotzdem – oder vielleicht gerade deswegen – war es ein erlebnisreicher, unglaublich schöner Urlaub, der kurz und knackig war und unbedingt auf eine Wiederholung pocht.
Ich hatte mir vorgenommen, den Urlaub nicht in einen Wanderbericht zu kleiden. Wir hatten vier Wanderungen eingeplant, und da ich mich kenne, schwante mir: Das wäre eine Menge Arbeit. Aber was stört mich das Geschwätz von gestern. Und für einen – wirklich! – kurzen Bericht muss es trotzdem reichen. Wenigstens soll er unsere Begeisterung durchscheinen lassen, vielleicht durch die Fotos, auf die diesmal das Augenmerk gerichtet wird. Also denn, heute mal anders, heute mal kurz. Ohne Kurztipps! und anderen Schnickschnack, dafür mit mehr Links und Verweisen auf Internetseiten zum Weiterlesen.
Tag 1 – die Ankunft: Über die Facebook-Gruppe „Wanderteufel“ hatte ich um Tourenvorschläge gebeten. Hans-Eberhard empfahl uns eine Rundwanderung bei Schönecken. Nun aber liegt ja dort der Schnee. Und daher wollen wir die vorgeschlagene Strecke nicht nehmen, 14 Kilometer sind uns zu lang. Wir stapfen ja gern durch Schnee, aber heute runden wir die Kilometer lieber etwas stark nach unten ab. Der Weg orientiert sich dann zwar am Vorschlag, vollzieht aber eine engere Schleife und führt rascher nach Schönecken zurück. [6,3 Kilometer, 190 Höhenmeter; Start am Wanderparkplatz in der Lindenstraße, dort sind auch Wanderstrecken wie die von uns ausgewählte auf einer Wandertafel verzeichnet. Empfehlenswert ist auf jeden Fall die „Wanderkarte Nr. 17 des Eifelvereins e. V.]
Die Wanderung leitet uns durch ein enges Tal, immer am Hang entlang, um nach der großen Kehre über die Höhen zu führen. Dort genießen wir die Aussichten bei klarem Himmel – und die luftigen Winde, die uns eiskalt um die Nasen ziehen.
Im Anschluss robbt unser Wagen die letzten Kilometer nach Prüm. Wir checken ein (heute sind auch die Jugendherbergen wie die in Prüm auf der Höhe der Zeit, sodass man sich nicht mehr beim Jugendherbergsvater meldet und seine Bettwäsche in Empfang nimmt), schleppen das viele Gepäck für drei kurze Tage hinauf und staunen nicht schlecht über das adrette, großzügig bemessene Zimmer samt geräumigem – und natürlich abgetrenntem – Dusch-Wasch-WC-Bereich. Das nenne ich aber mal eine schicke Herberge! Die JGH sieht also nicht nur von außen modern aus, sondern bestätigte den Eindruck auch innen. Bistro – klein, aber fein – und ein angeschlossenes Restaurant gehören unter anderem noch dazu.
Wir aber steigen erst einmal hinab in die Innenstadt von Prüm. Prüm ist eine alte Stadt, wenn sie auch im 2. Weltkrieg zu großen Teilen zerstört, später wieder aufgebaut wurde, um 1949 durch eine Explosion von 500 Tonnen Sprengstoff erneut viele Gebäude in Schutt und Asche gelegt zu werden.
Die Basilika ist sicher das eindrucksvollste Gebäude der Stadt, und für sie muss man sich die Zeit nehmen, die ihr gebührt.
Am besten vorher zumindest im Internet das umfangreiche Hintergrundwissen abrufen, um nicht ganz unvorbereitet dort hinzugehen (wiewohl uns, da wir zur Vorsaison dort waren, eine sehr freundliche Dame mit Details zur Basilika versorgt, als wir dort durch die Gänge wandeln).
Vorerst zum letzten Mal treten wir dann das Gaspedal, unser Wagen rutscht die Parkplätze bis zum „Schwarzen Mann“ ab, der höchsten Erhebung der Vulkaneifel. Die Parkplätze sind gut eingeschneit und liegen tiefer unterhalb der Straße, weshalb unser Wagen sich eifrig abmühen muss, dass er auch wirklich ohne Traktorenhilfe dort wieder hochkommt. Nachdem die Kupplung ihr Missfallen bekundet, lassen wir von weiteren Parkplatzbesuchen ab. Die Skilifte am Schwarzen Mann haben ihren Betrieb schon eingestellt – klar, Mitte März schneit es ja auch nicht mehr. Zumindest wissen wir nach der Kurverei, dass dort noch viele weitere Wanderstrecken auf uns warten. Sehr viele …
Zurück in der Jugendherberge werden wir gut versorgt. Und wie. Altes Jugendherbergs-Feeling kommt auf, als die heiß geliebten Metallkannen auf den Tischen stehen und ihren verlockenden, tja, Pfefferminzduft verströmen. Die Terrinen sind randvoll mit Nudeln und Gulasch, vorab gibt’s Suppe und Salat, alles allerbeste Hausmannskost (und das wirklich im guten Sinne!), reichlich und deftig und genau das Richtige nach einer Wanderung oder dem Stadtbummel.
Den 1. Tag schließen wir im Bistro bei Wein und Bier und der Papstwahl, die von der zeitgleich mit uns anwesenden Musikjugendgruppe mit geistreichen Kommentaren versehen wird, und dem anschließenden sogenannten Ballspiel ab. Als Arsenal das erste Tor schießt, gehen wir frohen Herzens zu Bett (liebe Bayern-Fans: Das eine hat mit dem anderen natürlich nichts zu tun).
Tag 2 – der Schnee: Das Frühstück ist reichlich und … nein, natürlich nicht deftig, doch es bietet alles, was Herz und Magen begehrt. Gut, dass es reichlich ist, denn die beiden heute anstehenden Wanderungen haben es dann in sich. Auch, weil es endlich wieder schneit.
Zuerst stapfen wir noch im Sonnenschein den Kalvarienberg hinauf, schauen tief hinab in den Krater, den 500 Tonnen Sprengstoff in die Erde rissen, und rutschen dann auf der anderen Seite den Berg wieder hinunter. Die nächsten Kilometer stiefeln wir durch Schnee am Mehlenbach entlang, um über Niederprüm mit seinem ehemaligen Benediktinerinnenkloster wieder Prüm zu erreichen. Eine abwechslungsreiche Strecke mit Blicken hinüber zum Schwarzen Mann, die besonders in den wärmeren Jahreszeiten durch eine vielfältige Flora beeindrucken soll.
Unter der Schneedecke ist davon natürlich nichts zu sehen. Dafür tobt der Schnee auf dem letzten Stück um uns herum, dass uns Hören und Sehen vergehen. Der Winter ist zurück. [9,2 Kilometer, 198 Höhenmeter; Route 8 der örtlichen Wanderwege, die auch direkt an der Jugendherberge vorbeiführt.]
Und weil wir ja verrückt sind, wollen wir mehr. Mehr Wandern, mehr Schnee. Der Nachmittag sieht uns auf einem Wanderweg zum anderen Ende von Prüm hinaus. Also wieder zu Fuß von der Jugendherberge los, quer durch Prüm, den Berg hinauf und rein in den Wald. Prüm ist ja quasi von Wald umzingelt, jedenfalls ist es nicht einfach, eine richtig waldfreie Ecke zu entdecken.
Wir finden einen „Keltenring“, sahen zum ersten Mal Menschen im Wald (bis dahin waren wir immer alleine unterwegs – wer geht bei einem solchen Wetter auch schon freiwillig vor die Tür), lassen uns beschneien und scheuchen ein Rudel Rehe auf, die uns dann doch mit ihren großen Augen bestaunen, bevor sie merken: Die haben ja Hunger! Und weg sind sie … [8,4 Kilometer, 233 Höhenmeter; Route 2 der örtlichen Wanderwege, die an der Touristinformation in Prüm begonnen werden kann.]
An diesem Abend köstigen wir im Restaurant „Karlino“, das der Jugendherberge angegliedert ist. Den Koch kennen wir – genau: aus der Jugendherberge. Synergieeffekt nennt man das wohl. Aber weil uns das gestrige Abendessen überzeugte, haben wir keine Zweifel, dass ihm auch die gehobene Küche gelingen wird. Und wir behalten recht, und die Sinne freuen sich. Und der Magen auch.
Tag 3 – der Abschied: Um halb 10 müssen wir das Zimmer übergeben haben. Jetzt können wir nach Hause fahren – aber weit gefehlt.
Wir runden unseren Kurzurlaub noch mit einer Abschlusswanderung ab. Einen der Wanderparkplätze, die wir am 1. Tag erkundet haben, gucken wir uns aus. Von dort geht die Route tief hinab ins Tal, am Hubertushof, ein „Arche-Hof“, vorbei mit seinen alten Tierrassen, über weite, weißgekleidete Felder und Wiesen, durch unscheinbare Wäldchen und ein verschlafenes Dorf.
Zum Schluss überwinden wir den letzten Berg, hier und da – ach, eigentlich immer – durch Schnee stapfend. Bis wir ordentlich vorgewärmt im Auto landen. [9,3 Kilometer, 205 Höhenmeter; Routen 16 und 6 der Wanderwege bei Prüm; Start an der B265 am Wanderparkplatz ]
Wir fahren nach Hause. Das Außenthermometer zeigt steigende Temperaturen, als wir in Neuwied ankommen, ist es bis auf 3 Grad Celsius geklettert. Es taut im Rheintal. In Prüm hatten wir frostiges Wetter – es war ideal. Wenn ich mir vorstelle, dass wir mit etwas Pech die ungeliebten 5 Grad und Regen hätten haben können …
Wir aber hatten absolutes Glück. Das Wetter war ideal (im Ernst, auch wenn ich den Schnee nun nicht mehr sehen mag), die Landschaft um Prüm herum ist wunderbar und bestens für Wanderungen in einer sanften Hügellandschaft geeignet. Es gibt tausend Wanderwege und ebenso viele Dinge zu entdecken. Prüm selbst ist betulich, die Basilika imposant. Aber das, was uns sehr für sich einnahm, war die Jugendherberge.
Wenig bis gar nichts blieb erhalten vom alten, angestaubten Ambiente, die neue Zeit ist behutsam eingezogen, ohne dass etwas verloren gegangen wäre (gleichwohl, wie eine der freundlichen Mitarbeiterinnen der Jugendherberge uns sagte, ältere Gäste doch diesem „guten alten“ nachtrauern – klar, und früher waren die Winter auch schöner und die Sommer und überhaupt alles, und dann wäre es auch schön, wenn es Zeitmaschinen gäbe und diese Menschen mit ihnen zurückreisen könnten und uns, die wir nicht nachtrauern, in Ruhe ließen).
Natürlich, bei unserem Kurzurlaub passte auch alles zusammen. Die Jugendherberge war nicht voll belegt, im hektischen Sommer mag es weniger gemütlich zugehen – ich kann dies nicht beurteilen. Das Wetter spielte mit, das hebt die Stimmung. Obwohl drei Tage kurz erscheinen, entspannten wir, kaum dass wir angekommen waren.
Und ich bin mir sicher, dass wir zum einen wiederkommen und dass, zum anderen, uns dies alles dann nicht weniger gefallen wird.
Wir werden dann längere Strecken gehen. Diesmal waren es rund 34 Kilometer in knapp 50 Stunden.
Am Abend daheim fallen wir recht müde in die Betten …
Katrin
Posted at 11:21h, 17 MärzLieber Georg,
ich scheine in der großen Runde die Einzige zu sein, der diese traumhaften Winterfotos noch Spaß machen. Das ist wieder ein schöner Bericht mit schönen Stimmungen. Wir, Angelika mit ihrem Erik, Thomas und ich hatten gestern einen super schönen Winterwandertag im Schwarzwald – meine erste Schneeschuhwanderung. Und du bzw. dein Schneeschuhwanderbericht war unlängst der letztlich entscheidende Anstoß.
Es war herrlich, und ich könnte gleich noch mal los… Den Bericht mit (Schnee-)Fotos, der bald folgen wird, musst du nun leider noch über dich ergehen lassen. :-D
Der Frühling kommt noch zeitig genug, und bald werden wir frustriert im Büro hocken, während draußen die Sommersonne lacht. Oder wir werden unter der Hitze stöhnen… Aber richtig schönen Winter mit dieser herrlich frischen klaren Luft haben wir leider viel zu wenig. Ich mag das.
Lieber Grüße aus dem Aichtal
von Katrin
Georg
Posted at 15:29h, 18 MärzAuch wenn dir die Winterfotos Spaß machen, so befürchte ich doch, dass der Spaß nun langsam ein Ende hat (und weil ich das schreibe, schneit’s höchstwahrscheinlich nächste Woche wieder bis „in die tiefen Lagen“, wie das so heißt.) Aber der nächste Winter kommt bestimmt. Und uns ging es in Prüm auch nicht viel anders, wir hätten uns auch gerne Schneeschuhe untergeschnallt; zumindest stellenweise war die Schneehöhe ausreichend.
Ich warte gespannt auf deine Schneefotos, es sind ja die letzten in diesem Winter. Und ich werde ihn lesen, sobald die Sonne scheint, und mich in den Garten hocken. ;-)
Ursula Peters
Posted at 19:48h, 16 MärzSchön, mal Deine Ehefrau näher in Augenschein nehmen zu können! Und da wir zur 125-Jahr-Feier im Mai 2 Nächte in der Juhe verbringen werden, passte es sehr gut, solch einen positiven Bericht über die Atmosphäre dort zu lesen, das steigert die Vorfreude! Ich kann zwar auch keinen Schnee mehr sehen, aber die Fotos waren trotzdem sehr gelungen.
Liebe Grüße
Ursula
Georg
Posted at 19:57h, 16 MärzVon der 125-Jahr-Feier wusste ich, doch erst auf dein Stichwort hin habe ich mir nicht nur das Programm, sondern auch den Tagungsort angesehen. Und: Das ist aber eine sehr gute Wahl! Und dann die Wanderungen … da kribbelt es gleich wieder in den Füßen.
Rosi
Posted at 18:02h, 16 MärzDa habt ihr beide richtig Glück gehabt, mit der Herberge ;-)
und mit dem Wetter.
Eine gut gelungene Abschluß-Wanderung im Schnee im März 2013.
Und deine Fotos vermitteln (wie immer) wunderschöne Einblicke
in ein tolles Wandergebiet. Welches sicherlich auch zu anderen Jahreszeiten
seinen Reiz hat.
Rosi
Georg
Posted at 20:02h, 16 März„Abschluss-Wanderung im Schnee“ – ich drücke mir selbst die Daumen. Ich krieg sonst die Schuhe ja gar nicht mehr trocken. ;-)
Elke
Posted at 17:59h, 16 MärzLieber Georg, liebe Petra
schön dass euer Kurzurlaub einen so schönen Verlauf genommen hat.
Tolle Fotos habt ihr mit gebracht und offenbar auch super gute Laune.
Und jetzt begrüßen wir endlich und unwiederruflich den Frühling.
Liebe Grüße
Elke
Georg
Posted at 18:02h, 16 MärzIch mach mal die Haustür auf und die Fenster. Wenn du den Frühling ankündigst, verlasse ich mich einfach drauf. Und den Schirm packe ich natürlich auch weg!