Rothaarsteig - mein 1. Tag

Rothaarsteig – mein 1. Tag

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Vom 8. bis zum 13. Mai wanderte ich auf Einladung des Rothaarsteigvereins e. V. auf dem Rothaarsteig, um später eine Reportage für das Magazin „Sehnsucht Deutschland“ zu schreiben.  Ich werde fünf Tagesberichte – umrahmt von vielen Fotos – schreiben, die sich vom Magazin-Beitrag inhaltlich natürlich unterscheiden. Den heutigen ersten Beitrag leite ich ausführlich ein. In den weiteren Beiträgen werde ich noch allgemeine Informationen zum Rothaarsteig weitergeben.

Das Magazin „Sehnsucht Deutschland – Ausgabe 03/14“ ist im Bahnhofsbuchhandel oder direkt beim Verlag erhältlich. Das Magazin mit meinem Bericht – ergänzt um Fotos, für die Klaus-Peter Kappest verantwortlich ist -, erscheint am 3. Juli.

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Autor sein ist ein mühsames Geschäft. Nicht nur das Schreiben kann mühsam sein – manchmal fliegen die Buchstaben aus den Fingern, doch ein anderes Mal tropft es zäh wie Mürbeteig heraus. Auch das Geschriebene loswerden ist meist mühselig. Klinken putzen ist angesagt. Wer will den Text. Dabei haben die Verlage ja oft genug Autoren an der Hand. Heutzutage aber ist es einfacher als zu Zeiten meiner ersten Schreib-Gehversuche; was früher die Fanzines waren, sind heute die Blogs. Und Bloggen kann jeder. Manchmal: leider. Ich unterscheide aber noch immer zwischen dem – so sehe ich es – flüchtigen Internet-Geschreibsel und einem auf Papier gedruckten Beitrag. Was ich in den Händen halte, existiert wirklich. Lege ich zur Seite, und sehe es trotzdem noch. Die Internetseite klicke ich weg, und weg ist sie. Vergessen.

Umso perplexer war ich, als David Pohle vom Magazin „Sehnsucht Deutschland“ mir eine E-Mail schickte. Er habe wieder einen meiner Beiträge (Internet) gelesen und möchte mich fragen, ob ich eine Reportage über den Rothaarsteig schreiben möchte. „Raus auf den Rothaarsteig“.

Eiderdaus, natürlich. Das kommt wirklich selten vor, dass ich angeschrieben werde, ob ich dies oder jenes machen wolle – und das Angebot ist so fair, dass ich es nicht ablehnen kann. Denn für einen Blogger ist es eine Labsal, mal nicht die – urgs – Offerte eines Managers für irgendwas zu bekommen mit dem Tenor: „Wir haben einen Werbekunden und möchten gern einen Beitrag auf Ihrem Blog platzieren.“ Super, als ob ich nicht selbst für – dann authentischen – Inhalt sorgen könnte. Generell scheint da durch: Wir wollen was Gutes von Dir (Deinen Ruf als Blogger) – und geben Dir dafür ein Händchen voll Brotkrumen, auf dass Du glücklich werdest und uns lobpreisest.

Magazin Sehnsucht Deutschland - 03/14

Magazin Sehnsucht Deutschland – 03/14

Unter „fair“ verstehe ich übrigens eine angemessene Vergütung. Was angemessen ist, muss jeder für sich entscheiden. Das Angebot des Verlags bestand quasi aus einem Agreement: Du wanderst unter der Schirmherrschaft des Rothaarsteigvereins e. V., schreibst eine Reportage, lieferst Fotos, und erhältst dafür Geld. Wandern gegen Geld – wer möchte das nicht machen. Meine Zusage war (fast) reine Formsache, der Termin wurde ausgeguckt. Anfang Mai. 6 Tage. Von Dillenburg nach Brilon. Der Rothaarsteigverein organisiert meinen Transfer, wo es notwendig ist, für Übernachtungen und Frühstück sorgen die Qualitätsbetriebe Rothaarsteig.

Hier geht es los

Hier gehe ich los

Der Rothaarsteig ist 153,4 Kilometer lang und weist 3931 Höhenmeter auf. Mit der letzteren Angabe kann ich auf den ersten Blick wenig anfangen. Also teile ich mal durch 10. Auf 15,3 Kilometer schultert mir der Steig also 393 Höhenmeter auf. Das ist schon eher vorstellbar für mich und liegt auch im Rahmen dessen, was ich in unserer Region (grob gesagt: Eifel und Westerwald) herunterschlendere. Machbar. Aber das Fragezeichen stand bei mir an anderer Stelle.

Mehrtagestour? Ich schlafe gern daheim. Da ist es nicht nur kuschlig, sondern auch heimisch. Also wanderte ich bislang fast ausnahmslos nur Eintagestouren (abgesehen von expliziten Wanderurlauben wie in Irland, aber auch dort dann mit fester Station und Tageswanderungen). Wenn ich mich malad fühle, lege ich einen wanderfreien Tag ein. Ein festes Programm aber über fünf Wandertage, fix mit Start- und Zielort, habe ich noch nicht erlebt. Neuland. Fragezeichen hinter: Geht das?

Nun trägt ja jeder sein persönliches Rucksäckchen mit sich herum mit eigenen Erfahrungen, körperlicher Kondition, psychischer Konstitution. Ich kann mir vorstellen, dass nicht nur ich das Fragezeichen bei der Anreise im Gepäck habe.

Gut, dass ich vom Gepäck schreibe. Es war eine Verwöhntour. Mein Gepäck wurde von Hotel zu Hotel befördert, auf den Wanderstrecken schleppte ich also nur einen Tagesrucksack mit mir herum. Eine große Erleichterung. Nur sollte mich, sobald mir ein Wanderer oder Wanderin mit schwerem Gerät auf dem Rücken entgegenkam, das Gefühl beschleichen, ein halber Wanderer zu sein. Ich tröstete mich damit, dass diese Tour ja quasi so etwas wie eine „Probetour“ sei und ich beim nächsten Mal, so es ein solches gäbe, nicht pfuschen, sondern alles Selbst auf dem Rücken tragen täte.

Rothaarsteig Tag 1

Bartmann’s Haus

Fast wäre es ja auch so weit gewesen, nebenher gesagt. Petra und ich hatten fürs Frühjahr eben eine solche Wanderung in der Fränkischen Schweiz angedacht. Etwa 7 Tage von da nach dort, alles am Mann oder an der Frau, was unterwegs gebraucht wird. Kein Gepäcktransport, wir sind ja fit. Die Fränkische Schweiz übrigens auch deshalb, weil unser Sohn und seine Partnerin seit wenigen Jahren dort leben. Da lässt sich das eine (Wandern) mit dem anderen (Besuch) verbinden. Nach der Sehnsucht Deutschlandofferte wurde diese Tour natürlich vorerst abgeheftet …

Nach Dillenburg reiste ich mit dem eigenen Fahrzeug an. Donnerstags. Frau Becker vom Rothaarsteig-Team hatte vorgeschlagen, die Tour mit einer Übernachtung in Dillenburg zu beginnen, um am nächsten Tag gleich in die Wanderung einsteigen zu können. Die Alternative, nämlich mit der Bahn anzureisen und vom Zielort, also Brilon, mit dem Zug nach Hause zu fahren, lehnte ich nach einigem Überlegen ab.

Sprach ich vorhin nicht von „psychischer Konstitution“? Ich beschneide mich in meinem Möglichkeiten gern selbst. Nein, „gern“ ist nicht richtig. Es gibt Menschen, denen nicht alle Möglichkeiten offenstehen. Nicht, weil sie sich finanziell bescheiden müssen. Sie sind nicht in der Lage, weil … Hier kann der eine oder der andere selbst einen Grund eintragen.

Es gibt Ängste, die Wandertouren in der Form, wie ich sie auf dem Rothaarsteig machte, unmöglich machen. Es gibt Zwänge, durch die solche Unternehmen, die für andere eine Wohltat sind, erschweren, vielleicht sogar verhindern. Bei mir ist es ein Waschzwang, der sich echt gewaschen hat. Ich lasse das jetzt so im Raum stehen, ohne die genauen Ausprägungen darzustellen. Da wird es dann für Außenstehende auch schnell unerklärlich. Und wenn einige das auf die leichte Schulter nehmen nach dem Motto: „Ist doch super, dann biste immer sauber“, dann lasse ich das mittlerweile richtig locker die Schulter runterrutschen. Und keine Sorge: Ich suhle gern im Matsch.

Wichtiger ist, dass ich die Tour trotz dieser Hindernisse mache. Vielleicht trägt das als Motivation für andere bei, sich ebenfalls die Frage zu stellen: Geht das? Die Bandbreite an Zwängen und Ängsten ist groß, und nicht jedem wird es gelingen, diese zu überwinden und kleine (oder doch große) Schritte wie eine Mehrtagestour zu machen. Doch es mag sein, dass der Erfolg eines anderen Ansporn für einen selbst sein kann.

Die Zuganreise wäre für mich diesmal „zu viel“ gewesen, zu viel Stress, ein womöglich misslungener Start in die Tage. Mein Ex-Therapeut wäre darüber nicht amused, aber ich könnte ihn damit trösten, überhaupt auf Tour gegangen zu sein. Alles geht nicht, kleine Schritte, manchmal zwischendurch ein großer. Rückschritte einkalkulieren. Das Leben geht nicht immer vorwärts. Rückschritte sind gut, wenn sie zu Fortschritten führen.

Ich empfehle die Anreise mit dem Zug. Der hält in Dillenburg, der läuft einige Zwischenstationen unterwegs an. Lässt sich alles planen. Und die leidige Frage, wo bleibt mein Auto, erübrigt sich. Für meine Variante stand mir ein Parkplatz am ersten Hotel meiner Reise zur Verfügung – für alle Tage. Super. Im „Hotel Bartmann’s Haus“ wurde ich nicht nur freundlich empfangen, nein, man nahm mir auch noch das Auto samt Autoschlüssel ab! Wenn das kein Service ist. Der Wagen stand dann für die Wandertage auf dem hoteleigenen Parkplatz und, so viel nehme ich vorweg, erwartete mich im – natürlich unbeleckten – Zustand am Rückreisetag.

Fürs Auto also ist gesorgt, doch was ist mit mir? Alles bestens. Sehr angenehmes Zimmer, sauberes Bad, das Hotel in der Altstadt von Dillenburg gelegen, die ich mir auf einer kurzen Abendrunde noch ansah. Essen ging ich im Gasthaus „Zum Schwan“ nur wenige Meter entfernt vom Hotel. Später ärgere ich mich, nicht eine der heimischen Gerichte bestellt zu haben. Geschmeckt hat es trotzdem, und satt falle ich in die Daunen …

… um am nächsten Morgen am Frühstückstisch abzuräumen. Voller Magen wandert zwar nicht gut, aber für heute steht die Strecke bis zur Kalteiche an. Und Hunger habe ich beim Wandern immer, also besser vorher dafür Sorge tragen, dass der Hunger nicht überhandnimmt. Eine Tüte mit Wegzehrung wird mir noch überreicht, dann geht’s ab.

Los gehe ich „eigentlich“ aber erst vom Eingangsportal. Das steht nicht weit entfernt. Von da geht es auch anders herum, über die Westerwald-Variante. Die macht den Rothaarsteig um rund 30 Kilometer länger, führt dabei über die Fuchskaute, die höchste Erhebung im Westerwald und an Burbach vorbei zur Kalteiche. Über diese Variante kann ich nur sagen, dass die Gegend um die Fuchskaute wenigstens eine eigene Wanderung wert ist, wenn man schon wie ich die kürzere Version nimmt. Die führt mich ein zweites Mal zwischen den Fachwerkhäusern von Dillenburg entlang, über mir sehe ich jetzt und noch längere Zeit den Wilhelmsturm. Für eine Besichtigung, beispielsweise der unterirdischen Verteidigungsanlagen, die als größte in Deutschland gelten, blieb mir keine Zeit.

Bald wechsele ich das Ufer, den Berg hinauf zieht es mich, vorbei am Bismarcktempel, endlich auch auf Pfaden, während unter mir Dillenburg ab und an zwischen den Bäumen verschwindet. Noch einmal muss ich dann den Hang wechseln, zwischendurch die Dill ein zweites und letztes Mal überqueren, eingehüllt in Industrie- und Straßenlärm. Der Wanderer schätzt gemeinhin, so denke ich, die Ruhe, die Stille. Städte sind da der (un-)natürliche Feind. Doch weil es ziemlich schnell raus geht aus dem Dilltal und hinauf geht in den Wald, verfliegen auch ebenso schnell die missmutigen Gedanken. Es wird still um mich herum. Obwohl, den Galgenberg hoch hechelt der Schlenderer doch ganz schön, da haben die Wegegestalter gleich einen ansehnlichen Aufstieg eingebaut.

Apropos Aufstieg. Die vorhin erwähnten knapp 4.000 Höhenmeter gelten für die Nord-Süd-Begehung. Wandert man so wie ich die umgekehrte Richtung, also von Süden (Dillenburg) nach Norden (Brilon), verschafft einem der Rothaarsteig einige zusätzliche Höhenmeter. Jetzt bitte nicht fragen, wie viele es genau sind – ich weiß es nicht, denn ich bin den Rothaarsteig nicht vollständig gegangen. Doch dazu nachher mehr. Jedenfalls bin ich oben ordentlich angefeuchtet, heute noch von innen. Die Sonne scheint auch hier und da, das Wetter spielt mit, ein herzhafter Wind pfeift mir um die Ohren, die Laune steigt beim Abstieg nach Manderbach.

Wunderhütte

Wunderhütte

Von Dörfern wie Manderbach oder, später, Rodenbach sehe ich oft nicht viel. Der Rothaarsteig umschifft die Ortschaften wie weiland die Titanic den Eis… – nein. Also wie ein guter Kapitän die Felsen. Manchmal wird ein Dorf am Rand touchiert, selten führt der Steig durchs Dorf. Das ist schön. Nicht dass ich keiner Menschenseele begegnen möchte, aber ein Dorf muss schon ein besonderes Flair verströmen, damit es einen Wanderweg wirklich bereichern kann. Meist gilt: Ein Dorf ist ein Dorf ist ein Dorf. Und dann leben da natürlich noch die besonderen Dörfer, die durch ihre malerische Atmosphäre bestechen. Die will dann auch der Wanderer sehen. Die sind aber selten gesät.

Hier bin ich Wanderer, hier will ich ruhen.

Hier bin ich Wanderer, hier will ich ruhen (die 1.)

Üppig gesät dagegen sind die Ruhebänke. Die erste kralle ich mir gleich. „Die Struth“ wird die Region östlich von Rodenbach genannt, weit über die Ebene schaue ich hier. Raffe mich widerwillig auf, gehe weiter, stolpere über das nächste Sitzangebot kurz vor Rodenbach. Noch bequemer, noch verlockender. Aussichten, so weit das Auge reicht, bis rüber zur Kalteiche, meinem heutigen Ziel. Eine Schaukel wippt mich in den Halbschlaf, der Futterbeutel leert sich wie von selbst. Jetzt könnte die Nacht über mich herfallen …

Hier bin ich Wanderer, hier will ich ruhen (die 2.)

Hier bin ich Wanderer, hier will ich ruhen (die 3.)

Das wäre doch zu schön. Erst einmal geht es durch Rodenbach, dabei einmal über die Bahnschienen, sofort dahinter wieder hoch den Berg. Wo es hochgeht, kann ich runtergucken. So auch die nächsten Wegemeter über, schöne Ausblicke übers Land, die Hügelkuppen schmiegen sich weich wie Daunenkissen in die Landschaft, die Bahnschienen ein schmales Band, das die Felder und Wiesen zerschneidet, die Häuser flaue Farbtupfer im Grün des Tals. Grüner noch wird es dann im Wald, der mich einschließt, die Lucaseiche nahe beim Forsthaus Steinbach. Siebenundzwanzigeinhalb Meter reckt sie sich hoch, Dreimeterfünfundachtzig umfängt sie. 220 Jahre alt soll sie sein, wie Baumexperten schätzen. Und nach einer Kokelei 1978 wurde der untere Teil ausgemauert. Ein Baum mit Krücke, damit er nicht umkippt, nur dass es ihm hier so gut gefällt, dass er nicht weg will. Verstehe ich gut.

Lucaseiche

Lucaseiche

Gut ist auch der Smartphone-Empfang. Matthias Speck lässt mich und meinen neuen Freund, den Baum, aufhorchen. Er komme mir entgegen. Das höre ich nicht oft, aber Ranger sind wohl so. Wir begegnen uns auf halber Höhe, denn nach der Lucaseiche warten noch einige Höhenmeter auf mich. Die packen wir dann gemeinsam. Plaudern. Über Gott und die Welt. Nein, vielmehr über die Ranger und den Wald. Eine Nummer kleiner also, auch irdischer und mir deshalb viel näher. Führungen machen sie, die Ranger, für Schulklassen, Kinder und Erwachsene. Sie, das sind sechs Ranger, die sich um die Arbeit am Rothaarsteig scheren, wissenshungrigen Wanderern und Besuchern die Natur näherbringen, Fragen nicht ungeklärt im Raum stehen lassen. Ihnen auch mal Bescheid sagen, wenn sie sich mal nicht so gesittet wie die Sau im Walde verhalten. Die für die Wanderwege zuständig sind, was in seiner Vielfalt so umfangreich ist, dass ich’s gar nicht alles aufführen mag. In allen seinen Worten lässt er seine Liebe zur Natur durchscheinen, seine Verbundenheit, sein Verständnis.

Andere haben die Natur schmerzlicher erlebt, zuletzt durch den Orkan Kyrill, der besonders im Rothaargebirge reiche Ernte hielt. Hinraffte, was ihm in die Quere kam. Für die Waldbesitzer war’s ein harter Schlag. Für uns Wohlfühlwanderer ist es im wahrsten Sinne auch eine Offenbarung, denn es eröffneten sich neue Perspektiven. Wo die Bäume fehlen, liegt die Landschaft entblößt vor mir. Doch nach 2007, als Kyrill wütete, erschafft sich die Natur neu, wenn man sie lässt. Lässt wachsen, was sie für richtig hält. Oder fügt sich wieder dem Menschen, der Neues anpflanzt.

Das Rothaargebirge ist eine wasserreiche Region

Das Rothaargebirge ist eine wassersatte Region

Schwätzend erreichen wir Kalteiche, ein Berg und ein Bergrücken in einem Namen, auch der Naturraum heißt so. Dort verabschiede ich mich von Matthias Speck. Ich werde abgeholt und weggebracht. Zum zweiten Hotel nach Burbach. Von Alfred „Api“ Richter. Bevor wir uns die Hände geschüttelt haben, hat er mir schon das „Du“ zugeworfen. Schweigsam ist die Fahrt zum „Hotel Snorrenburg“ beileibe nicht. Der Abschied wird nur kurz sein, denn morgen früh wird er mich und mein Gepäck wieder einladen und an selber Stelle an der Kalteiche hinauskomplementieren.

Rothaarsteig

Hier bin ich Wanderer, hier will ich ruhen (die 2.)

Bis dahin heißt es: Füße hochlegen. Doch halt, da fehlt noch etwas. 1. Getränkevorrat auffüllen. In Burbach ist’s einfach, ein Supermarkt gleich um die Ecke. Und da passiert es auch. Kaum draußen aus dem Hotel, kübelt sich die erste Regenwolke über mir aus. Das hört ja schlecht auf. Ein Omen? Ein Zeichen? Ein Signal? Ein Hinweis? Oder alles? Besser wird mir um den Magen und ums Gemüt, als ich das gleichnamige Restaurant besuche, die Snorrenburg für Feinschmecker. Tafelspitz mit grüner Soße, Rahmwirsing, Bratkartoffeln. Ein süffiges dunkles Bier dazu, angerichtet im Burghaus von 1758, das damals neu erbaut und später wundervoll restauriert wurde. Es mundet mir, ich fühle mich behaglich, das Aufstehen danach kostet Überwindung. Zum Glück muss ich nur quer über die Straße, um im Hotel Snorrenburg ins Bett zu fallen. Was ich auch tue, willig gebe ich mich dem Schlafe hin nach einem ersten spannenden Tag …

 

[tip]

Tag 1: 22,4 km. Aufstieg: 980 Höhenmeter. Abstieg: 664 Höhenmeter. Wander-, Ruhe- und Schwätzzeit: 7 Stunden

Was wird der 2. Tag bringen? Wird es regnen? Wird jemals wieder die Sonne scheinen? Wird der Schlenderer sich endlich duschen? Läuft er sich die ersten Blasen? Und ganz wichtig: Wird er satt? Dies und noch viel mehr gibt es in „Rothaarsteig – mein 2. Tag“.

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9 Comments
  • Guido
    Posted at 14:24h, 05 August Antworten

    980 HM sind schon beachtlich, Karl-Georg: Respekt! Hab Deinen Bericht wie immer mit Freude gelesen. Hab ja jetzt Zeit dafür ;-) LG

    • Georg
      Posted at 14:44h, 05 August Antworten

      Ich habe von Deinem Missgeschick gelesen, Guido, und wünsche Dir von dieser Stelle noch einmal gute Besserung!

  • Andreas Hörstemeier
    Posted at 22:27h, 29 Juni Antworten

    Glückspilz, zu dem was man gerne macht eingeladen werden und sogar noch Geld dabei herausbekommen. Ich habe mir den Rothaarsteig für nächsten Monat vorgenommen, da bin ich also auf die weiteren Berichte gespannt um mich schonmal mental auf die Tour vorzubereiten….

    • Georg
      Posted at 08:51h, 30 Juni Antworten

      Da geht’s mir wohl wie meinem Nachnamensvetter Thomas Müller. Dem sieht man das Vergnügen auf dem Fußballplatz auch an, und er verdient noch Geld damit. ;-)

  • Ursula Peters
    Posted at 18:24h, 29 Juni Antworten

    Unnachahmlich-der Schlendererschreibstil!! Da freue ich mich wirklich auf die nächsten Etappen.
    Übrigens habe ich auch ein neues Wort gelernt: Fanzine. Nie gehört, sogar die Aussprache musste ich mir noch anklicken.

    • Georg
      Posted at 13:36h, 30 Juni Antworten

      Ich habe jetzt zu „Fanzine“ auf Wikipedia verlinkt. Manche Begrifflichkeiten aus bestimmten Szenen gehen einem selbst ja so ins Blut über, dass man sie vorschnell für Allgemeingut und -wissen hält. Mit Fanzines bin ich nicht nur groß geworden, sondern habe ich auch meine ersten Schreibversuche gestartet. Ich habe sie zuerst Mitte der 70er-Jahre kennengelernt, als mich Science Fiction und Fantasy zu faszinieren begannen. Mein Fanzine „New Dimension“ erschien erstmals 1975 …

      In den USA waren solche Fanzines schon länger bekannt, nach Deutschland kamen sie – für die beiden genannten Bereiche – etwa in den 60er-Jahren. Die Blütezeit erlebten sie dann auch, als das Drucken in kleinen Auflagen erschwinglich wurde. Wer sich an den Duf eines Spiritusumdruckers erinnern kann, der weiß, was ich meine. Und nicht wenige Autoren, die später professionell veröffentlichten, machten in Fanzines ihre ersten Schreibschritte. Ich erinnere mich noch an Elmar Wohlrath und sein Zine „World of Wonders“; untereinander wurden dann die Zines getauscht, ND gegen WoW. Die Autoren und Zeichner schrieben häufig für mehrere Fanzines, man traf sich auf „Cons“, und irgendwie kannte wirklich jeder jeden. Es war sehr übersichtlich. Elmar ist übrigens der männliche Teil von Iny Lorentz, und Elmar gehört zu den angesprochdnen Autoren, die auch über Fanzines den Sprung ins verdienende Autorenlager schafften.

      Von Blogs unterscheiden sie sich insofern, als ein Blog ja ursprünglich eine Art „Tagebuch“ war, in dem der Autor sich und der Welt alles mitteilen, was er für sehr wichtig hielt. Fanzines waren in aller Regel dagegen ein Podium auch für andere Autoren (und Zeichner), wobei die Gemengelage zwischen persönlichen Meinungen, die beispielsweise der Chefredakteur kundtat, mit Besprechungen zu Büchern, Filmen und so fort oft fließend war. Viele Blogs – auch der Schlenderer – ähneln inhaltlich also den Fanzines, wenn auch häufiger nur ein einzelner Autor publiziert. Eins stimmt aber bei beiden überein: Als Autor kann ich unabhängig von Verlagen schreiben und veröffentlichen, ob Fanzine oder Blog.

  • Elke Bitzer
    Posted at 18:19h, 29 Juni Antworten

    „Daumen hoch“ gilt für die Überwindung deiner persönlichen Hindernisse und deren Offenbarung, aber auch für die Tourbeschreibung. Mal sehen ob ich ihn mal per Strecke gehe, den Steig.

    Einen lieben Gruß
    Elke

    • Georg
      Posted at 13:27h, 30 Juni Antworten

      Vielleicht sind ja die „Rothaarsteig-Spuren“ ein schöner Einstieg – oder bist Du die schon gewandert (ich habe bei Deinen vielen Wanderungen längst den Überblick verloren. ;-) ) http://www.rothaarsteig.de/spuren/ Ansonsten kann ich für einen guten Überblick das Buch „ErlebnisWanderführer Rothaarsteig“ – http://www.rothaarsteig.de/wandershop/ – ans Herz legen; genaue Karten werden ergänzt mit detaillierten Informationen zu den Sehenswürdigkeiten. Ich wollte erst in einem späteren Beitrag darauf hinweisen, aber hier gehört die Info auch hin.

      • Elke Bitzer
        Posted at 22:35h, 03 Juli Antworten

        Oh danke für die Tipps, das halte ich mal im Sinn :-)

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