Kelten - Römer - Franken? - oder: die "Laubach-Kelten-Tour" bei Rengsdorf

Kelten – Römer – Franken? – oder: die „Laubach-Kelten-Tour“ bei Rengsdorf

Was ziemt sich an Ostermontag, wenn man schon nicht die Messe besucht? Genau, wenigstens auf dem Klosterweg wandern. Und damit es richtig kirchlich wird, starten wir an der St. Kastor-Kapelle in Rengsdorf. Dort beginnt auch der Klosterweg, den wir bis  Ehlscheid nicht aus den Augen lassen. Gemeinsam also durchqueren wir den Kurpark, um uns über die wie immer gut besuchte B 256 zu trauen. Die Ortsumgehung wartet ja noch auch … tja, auf was genau? Als Außenstehender möchte man lieber gar nicht darüber nachdenken, aber dazu später ein paar wenige Worte.

Kelten - Römer - Franken? - oder: die "Laubach-Kelten-Tour" bei Rengsdorf

Mein Idol: der Schlenderer

Zuvor nämlich passieren wir den Römergraben. In meinem Wanderbericht zum Klosterweg schrieb ich bereits Erläuterndes dazu. Das sollte eigentlich reichen. Aber da in der auch unten aufgeführten Wegebeschreibung von „Westerwald Touristik-Service“ Folgendes zu lesen ist, bin ich wieder mal nicht still: „Der ‚Römergraben“ ist im Grunde kein Römergraben, sondern keltischen Ursprungs und hat in der fehlerhaften Überlieferung seinen Namen erhalten.“ Ja nun – fehlerhafte Überlieferung. Allgemein wird der Frankengraben, um den es sich in Wahrheit handelt, auf die Zeit vom 5. – 7. Jahrhundert nach Christus datiert. Womöglich bahnt sich hier also eine zweite „fehlerhafte Überlieferung“ an.

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Der bekannte Römergraben, den die Franken errichteten, nachdem die Kelten es verschlampt hatten.

Wir werden es wissen, wenn wir uns in 1000 Jahren noch einmal treffen.

Zu sehen gibt es vom Kelten-Römer-Frankengraben nicht viel, dafür ist die Aussicht von hier ins Neuwieder Becken fantastisch. Das Wetter spielt heute aber auch mit, die Sonne belebt die Luft – und lässt auch uns nicht ungerührt. Es ist schon etwas anderes, nicht mehr bei jedem Atemzug eisige Luft einziehen zu müssen. Nur für eine mögliche Blütenpracht gerade auf diesem Stück des Weges sind wir noch zu früh.

[tip]KurzInfo! Die Lauber-Kelten-Tour ist 11,8 Kilometer lang, die anfallenden 295 Höhenmeter verteilen sich gleichmäßig über die gesamte Wegestrecke. Eine durchschnittliche Kondition genügt für diese Wanderung, für die man 3 – 3 1/2 Stunden veranschlagen sollte. Gutes Schuhwerk genügt; die Anschaffung von Wanderschuhen rentiert sich aber für jeden (und besonders für die Füße), der desöfteren wandert.

An der St. Kastor Kapelle in Rengsdorf besteht eine gute Parkmöglichkeit; der Parkplatz könnte aber an Sonntagen oder an Feiertagen „überlaufen“, weil hier auch der „Klosterweg“ beginnt oder endet. Wir haben zuletzt in einer Nebenstraße gehalten, von denen Rengsdorf einige vorweisen kann. Die Kapelle erreicht man aus Richtung Neuwied oder von der A 3 kommend über die B 256, mitten in Rengsdorf biegt man auf die K 104 in Richtung Hardert ab. Die Kastor Kapelle befindet sich dann am Ortsausgang.

Für die Wanderung griffen wir wieder auf die Karte „Naturpark Rhein Westerwald Blatt 3 (Süd)“ zurück. Im Verbund mit der Wegekarte weiter unten im Beitrag lässt sich die von uns zurückgelegte Wanderstrecke nachvollziehen. Über den Klickpunkt “drucken” stehen Optionen zur Auswahl, wie detailliert die PDF sein soll – am besten einfach ausprobieren, herunterladen und dann entscheiden, welche Version man bevorzugt. GPS-Tracks können ebenfalls abgerufen werden. Und die Karte kann mit Hilfe des Reiters über dem Kartenbild in unterschiedlichen Ansichten (beispielsweise bei “Google Earth”) betrachtet werden.[/tip]

Einige Schritte aus Rengsdorf heraus geht es durch das erste kleine Waldstück, bevor wir links und rechts die Schneisen für eine möglicherweise neu in die Landschaft gefügte B 256 sehen. Alle Brücken sind schon da, allein es fehlen die Straßen. Dafür wurde uns der Weg schön freigerodet, sodass wir ungehindert über den Fahrweg, tja, eher eilen denn wandern können.

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Ein Brücklein steht am Walde ganz still und stumm …

Diesen Wegabschnitt muss man also schnell vergessen, was auch recht leicht fällt, denn nun folgt ein Stück Wanderweg, das erst abwärts läuft, umrahmt von einem lichten Mischwald, im flachen Tal dann auf den Laubach trifft und dort, am jenseitigen Bachufer, wieder auf schmalem Pfad bergan verläuft.

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Das Schmeißen von Hufeisen ist ortspolizeilich sehr streng verboten!

Wir erreichen Ehlscheid. Zeit, dem Klosterweg eine gute Reise zu wünschen und auf eigenen Füßen zu stehen. Ehlscheid lassen wir auch kurzerhand links liegen, folgen einem Pfad erneut bergab und treffen einen alten Bekannten wieder: den Laubach.

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Der Laubach mit noch etwas sprödem Uferbewuchs.

Den lassen wir jetzt längere Zeit nicht mehr aus den Augen. Der Wanderweg ist breit, nicht pfadig, was uns aber nicht sonderlich stört, weil wir einfach viel zu guter Laune sind. Die wird auch nicht getrübt, nachdem wir den bewaldeten Bereich verlassen. Bis dahin ging es wieder hinauf, sehr gemäßigt, so wie alle Anstiege nicht atemraubend sind und unsere Kondition nur wenig fordern.

Der Experte für Outdoor und Touren________________________________________

Vor uns liegt der Birkenhof, ein Reiterhof, davor Flächen mit Feldern und Wiesen und dem straff aufgruppierten Bestand einer Baumschule. Die Ausblicke sind jetzt meist nicht so, dass wir mit offenem Mund stehen bleiben; aber man sieht doch weit über die Höhen.

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Alte Keltengabel (frühes 2. Jahrhundert vor oder nach Christus).

Am Birkenhof grüßen wir einige der möglichen Verantwortlichen für die Hinterlassenschaften, die uns auf dem letzten Wegstück unter die Füße kamen, und auch den Pferden nicken wir höflich zu.

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Auuuugen geradeaussss! Und strammmm gestanden! Und wehe, ihr rührt euch!

Wir überqueren die nach Kurtscheid führende Kreisstraße, bringen ein kurzes Verbindungsstück – bewaldet, aber umrahmt vom Autolärm – hinter uns, passieren ein zweites Mal die B 256, und sind nun nah bei Bonefeld.

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Bergschule. Die kleinen Berge werden später ausgehoben und an anderen Orten wieder angepflanzt, wo sie dann wachsen und gedeihen.

Auch diesen Ort umgehen wir. Auf Wirtschaftswegen machen wir uns auf, nun endlich auf echte keltische Vermächtnisse zu stoßen.

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Ruhender Rucksack auf Rastbank (unbekannter Künstler, sehr früh verstorben – vielleicht ein Kelte).

Die „Alte Burg“ ist eine keltische Wallanlage, von der aber nur bruchstückhafte Überbleibsel erhalten sind, verborgen unter Büschen und Sträuchern. Als ich mich vom Vorhandensein dieser Überbleibsel eigenfüßig überzeugen will, scheuche ich ein Käuzchen auf, das wirklich fast vom Baum fällt vor Schreck. Mit einem ganzherzigen „‚´tschuldigung“ beende ich schnell mein Vorhaben und trolle mich.

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Keltische Wallanlage – und nein, das Käuzchen ist nicht auf dem Foto!

Wer rechnet denn auch mit Tieren in der freien Natur!

Noch dazu an Ostermontag!

Schnell machen wir uns von dannen, bevor das Käuzchen noch seine Eltern und die Großeltern und so weiter ruft. Man weiß ja, wie sich so etwas entwickelt, und ruckzuck hat man die ganze Bagage am Hals. Stattdessen suchen wir die keltischen Hügelgräber. Zu diesem Zweck begeben wir uns ein weiteres Mal in den Wald. Finden dort nicht nur die angepriesenen Keltengräber, sondern auch den „Butterpfad“ an.

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̤← Keltengrab †

Eines der Keltengräber hebt sich sogar so hervor, dass nicht einmal ich es übersehen kann. Eine Informationstafel erklärt uns mehr zum Hügelgrab – so mag ich das!

Die letzten zwei Kilometer, die wir mit dem Butterpfad zurücklegen, beweisen uns, wie abwechslungsreich die Landschaft um Rengsdorf ist. Es geht über Feldwege, Wirtschaftswege, zum Abschluss sogar wieder über einen engen Pfad. Zwischendurch atmen wir die freie Luft, wenn wir zwischen den Feldern und den Wiesen entlanglaufen, oder sehen uns vom Blätterdach der Nadelbäume und … nun gut, das Blätterdach der Laubbäume lässt noch auf sich warten, aber wir können uns gut vorstellen, wie blickdicht diese Waldbezirke in wenigen Wochen wieder sein werden. Am Völkerwiesenbach erreichen wir wieder eine Talsenke.

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Licht in Sicht, wir sind bald da.

Die nun folgenden Schritte gehen an der Oberen Mühle vorbei, die bekannt ist für ihren Rhododrenpark, und an der Unteren Mühle. Auf deren Höhe klettern wir zum letzten Mal – und wieder sehr gemächlich – den Hang hinan, den Kurpark sehen wir über uns, die Kapelle vor uns. Dort wollen wir hin.

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Wir sind da: Kastor Kapelle.

Und dort kommen wir auch an.

Für weitere Informationen zu Rengsdorf und dem Weg bis nach Ehlscheid verweise ich auf nochmal auf meinen Wanderbericht zum Klosterweg; die Informationen darin haben auch weiterhin Gültigkeit.

Was bleibt von der „Laubach-Kelten-Tour“? Das Teilstück hinter Rengsdorf lasse ich mal außenvor, da wird sich in den kommenden Jahren sicher einiges ändern (von dem dann unsere Nachfahren wie beim Römergraben spekulieren, was das denn in der Vorzeit einmal sein – oder werden – sollte). Von da ab aber führt dieser Wanderweg durch schöne Stücke Landschaft, garniert mit einigen historischen Besonderheiten, von denen ich mich immer faszinieren lasse. Selbst wenn etwas nur rudimentär erkennbar ist, bedeutet es: Geschichte. Um diese kennenzulernen, kann ich zum einen drinnen bleiben und TV gucken oder ein Sachbuch lesen (oder im Internet Informationen sammeln) – oder ich begebe mich vor Ort und … jaja, scheuche arme Käuzchen auf.

Jedenfalls kann ich Geschichte auf der „Laubach-Kelten-Tour“ mit den Händen greifen, sie wird sichtbar und erlebbar. Und gleichzeitig fängt mich wieder die Natur ein. Die Kombination ist es, was diesen Wanderweg für mich ausmacht.

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[Die Galerie zeigt weitere Impressionen der „Laubach-Kelten-Tour“. Die Galerie lässt sich mit den beiden Buttons unten rechts “bedienen”. SL – der linke Button – löst eine Slideshow aus, mit FS – der rechte Button – wechselt man in den Vollbildmodus. Für die richtige Anzeige der Galerie ist der Flash Player von Adobe notwendig.]

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