Menschen, Tiere, Transpirationen - oder: "Durch das Wallbachtal zum Römerturm - R4" von Rengsdorf nach Neuwied-Oberbieber. Und zurück!

Menschen, Tiere, Transpirationen – oder: „Durch das Wallbachtal zum Römerturm – R4“ von Rengsdorf nach Neuwied-Oberbieber. Und zurück!

Menschen, Tiere, Transpirationen - oder: "Durch das Wallbachtal zum Römerturm - R4" von Rengsdorf nach Neuwied-Oberbieber. Und zurück!Der Luftkurort Rengsdorf, der die ersten Westerwaldhöhen ankratzt, liegt nur wenige Autominuten von Neuwied entfernt. Was liegt da näher, als bei der Hitze auf eine lange Autofahrt zu verzichten und auf einem der vielen Rundwanderwege in der gleichnamigen Verbandsgemeinde auf kühle Gedanken zu kommen? Eine gute Idee, fand auch die Frau an meiner Seite. Aber sie hatte eine noch bessere Idee: Der Rundwanderweg R4 schlängelt sich bis nach Neuwied-Oberbieber – näher zu unserem nur wenige Kilometer entfernten zuhause geht es da kaum noch. Wir fahren also nach Oberbieber, parken hautnah am Wald und steigen dort in die Rundtour ein.

Für die 8,5 Kilometer verspricht uns die Wanderbeschreibung 3 Stunden Kurzweil, denn die „Highlights“ sollen der Apfelweg in Rengsdorf sein, einige Täler rund um Rengsdorf, ein Römerturm und der Aussichtspunkt Nonnenley. Aber der Reihe nach, denn zuerst halten die Wanderwegemacher einen Haufen Teer für uns bereit: wir müssen die Wingertsbergstraße geradewegs zurück torkeln. Erwähnte ich schon, dass wir uns als Wanderzeit wieder den Nachmittag aussuchen mussten und irgendwer meinte, ausgerechnet jetzt die Sonne auspacken zu müssen. Sie stand prall, sie stand heiß, sie stand – tja, wie eine Sonne halt so oben am Himmel steht, wenn sie einem die Haut von den Knochen brennen will.

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KurzInfo! Der Rundwanderweg R4 ist 8,5 km lang. Laut Wanderbeschreibung hat er 342 Höhenmeter – das bezweifle ich. Vermutlich ist genau die Hälfte, also 171 Höhenmeter, richtig (und es scheint, als ob Anstieg und Aufstieg addiert wurden). Als Gehzeit werden 3 Stunden genannt; dies ist auch ohne größere Anstrengung zu bewältigen. Am „Rathaus der Verbandsgemeinde“ in Rengsdorf ist ein Startpunkt – leider ist dort das Parken nur an Sonn- und Feiertagen und an Samstagen erlaubt, sofern man kein Behördenmitarbeiter ist. Also in der Umgebung parken. Oder den alternativen Startpunkt in Oberbieber wählen, der am Ende der Wingertsbergstraße (ein Abzweig von der L 260) nicht zu verfehlen ist. Die Wegemarkierungen sind perfekt; unterwegs warten viele Bänke, von denen nur wenige so altersschwach sind wie der Schreiber dieser Zeilen.

Eine Beschreibung mit Karte des Rundwanderwegs R4 kann direkt als PDF heruntergeladen werden, GPS-Daten sind auch verfügbar. Auf der sehr übersichtlichen und informativen Seite der Verbandsgemeinde Rengsdorf finden sich viele weitere Wanderwege wie der „Butterpfad“. Der „Klosterweg“ von Rengsdorf nach Waldbreitbach kann sogar mit einer eigenen Internetpräsenz aufwarten.

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Der Eindruck täuscht, wir sind noch mitten in Oberbieber

Das heiße Stück Asphalt revanchiert sich aber mit einem fantastischen Ausblick übers Neuwieder Becken. Der verschwindet bald, als wir die L 260 überqueren und in die Wallwiese einbiegen. Von dort geht es zügig in den anfangs noch lässig bestückten Wald hinein. Gleich darauf begegnen uns zwei der von nun an reichlich bereitgestellten Bänke; diese Exemplare locken mit säuselnden Worten. „Besitz mich!“ Da sind wir doch gerne fügsam, denn die Mittagszeit hatten wir brotlos übergangen.

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Eine alte Meckertante versucht durch ihren bösen Blick in den Besitz unserer Wegzehrung zu gelangen

Zugleich meckern uns auf der anderen Wegesseite eine Handvoll Ziegen neidisch an. Manchmal bin ich taub, besonders wenn es ums Essen geht. So gestärkt und angemeckert schlüpfen wir wieder auf den Weg, der nun nicht nur in den Wald eintaucht, sondern die Teerstrecke gegen einen geschmeidigen Forstweg eintauscht. Es geht nun stetig bergan, aber mehr zaghaft als steil. Wir werden etwas hellhöriger, als wir die neu gebaute Brücke der L 256 unterqueren; der Autolärm ist moderat, wird uns aber bis ins Engelsbachtal nicht mehr alleine lassen.

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Die Ziegen haben wir links liegen gelassen, aber vor uns lauert nun das wilde Reh

Mischwald allerorten, möchte ich sagen, aber von der Sorte, der ab und an Sonnenstrahlen durchs Blätterwerk straucheln lässt oder einem Bussard sogar die Chance gibt, freihändig zwischen den Bäumen – und knapp an uns vorbei – davon zu segeln. Ähnliches geschieht – nachdem wir die besagte Landstraße ein zweites Mal über uns sehen – mit einem scheuen Reh, das eiligst die Flucht ergreift, obwohl ich es nur anlocken möchte. Meinem „Ich will nur spielen!“ schenkt es anscheinend keinen Glauben, womöglich war es auch von meinem aufgeklappten Fahrtenmesser in der Hand irritiert.

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Es war schnell, doch ich schoss schneller

Dann lassen wir den Wald vorerst hinter uns, die Augen wandern nun erst einmal alleine über die großzügig bemessenen Streuobstwiesen. Ein „Zwergenweg“ schummelt sich neben uns, es ist einer von dreien in Rengsdorf, der den Kindern die Natur näher bringen soll.

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Nein, da ist nichts schiefgelaufen, ich neige die Kamera nur etwas mehr als gewöhnlich

So meistern wir die nächsten Meter, die uns noch einmal etwas emsiger bergan führen. Aber auch für uns halbwegs Erwachsene ist gesorgt, weil einige der Bäume „benamst“ wurden, damit auch Apfelunkundige wissen, welcher Baum später beispielsweise den leckeren Boskoop tragen wird.

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„Da da stelle mer uns mal janz dumm …“ – genau, das ist ein Boskoop. Steht ja auch dran

Die letzten Meter bergauf absolvieren wir in Rengsdorf selbst. Der Ort gehört in den Randbereichen zu den schöneren seiner Art, aber als wir dann die Landstraße vor Augen haben, die wir bereits von unten bestaunen konnten, vergeht uns das Lachen – und wir wissen nun, warum sich für Rengsdorf eine Umgehungsstraße im Bau befindet. Dicht an dicht schleppen sich Fahrzeuge hoch und runter, und nur mit Mühe passieren wir einen Zebrastreifen (ein lebenswichtiger Tipp: Nichtnichtnicht die Straße „einfach so“ überqueren, ich ließ auch schnell von dem leichtsinnigen Vorhaben ab). Das gelungene Manöver feiern wir gleich: Das Eiscafé „Avanti“ hat für die Überlebenden eine reiche Auswahl an, tja, Eis zur Hand.

Schnell schleckend, denn das Eis verflüssigt sich schon während des Bezahlvorgangs – erwähnte ich die Temperaturen? -, passieren wir das Rathaus. Das ist an sich keiner gesonderten Erwähnung wert, aber in der Nähe sollte man laut Wegbeschreibung parken, wenn man nicht wie wir die Alternative in Oberbieber wählt.

Damit wäre auch endgültig der Höhepunkt erreicht, von nun an geht es nur noch abwärts. Eine Lindenallee, angelegt 1920, streckt sich bis zu einem Pavillon hin, von dort genießen wir eine erste Aussicht ins Engelsbachtal. Der Pavillon scheint die Jahre nicht gut überstanden zu haben, womöglich hat man ihn bei jeder Renovierungsrunde vergessen. Anders gesagt: da kann man aber mehr draus machen.

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Die Nonnenley

Von nun an wandelt der Weg zwischen weichem Pfad – mal schmaler, mal breiter – und gut begehbarem Forstweg. Schon bald steigen wir ein klein wenig zur Nonnenley hoch, um dort einige Atemzüge frischer Waldluft mit einem Blick ins Engelsbachtal zu kombinieren. Jetzt schleicht auch für den Rest des Weges der Rheinsteig mit uns zu Tal. Es geht zügig hinab, das Tälchen immer links von uns, bis wir wieder Oberbieber erreichen. Ein ehemaliges Wildgehege erinnert uns daran, wie wir vor etlichen Jahren noch mit unseren Kindern hier standen, Futter aus den Boxen zogen und Rehe, Wildschweine und Wölfe streichelten.

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Ein Römerturm – leider wieder ohne echte Römer

Gut, das mit den Wölfen ist gelogen, aber dass uns bald darauf ein Römerturm auflauert, das ist wahr. Der Limes lässt einen Wanderer in dieser Region ja niemals aus den Augen, fast möchte man meinen, die Römer hätten jeden Wanderweg mit Türmen und Kastellen bestückt (unser Haus in Neuwied liegt übrigens auch mitten in einem Kastell …) Dieser Limesturm bietet uns eine aufschlussreiche Schautafel an, die alles sagt, was wir wissen möchten.

Nur wenige Meter entfernt wartet unser Wagen. Wir atmen noch ein letztes Mal kräftig ein, dann wagen wir uns mit einem Bedauern in die sengende Hitze.

Der Rundwanderweg ist ein weiterer Beleg dafür, dass wir im Grunde aus dem Haus fallen können – und schon finden wir uns im grünsten Wald wieder. Der Weg punktet durch seine gute Erreichbarkeit und seine kleinen Höhepunkte, die in der Wanderbeschreibung exakt zusammengefasst wurden. Am besten gefielen uns das Stück Streuobstwiesenweg und der „Abstieg“ von Rengsdorf nach Oberbieber.

Wir benötigten weniger als 3 Stunden Wegezeit; bei 171 Höhenmetern ist der Wanderweg für jeden geeignet, der einen Fuß vor den anderen setzen kann. Und in Rengsdorf gibt es zahlreiche Möglichkeiten, sich den Bauch vollzuschlagen – und ja, das Eis im „Avanti“ ist auf jeden Fall empfehlenswert!

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[Die Galerie zeigt weitere Impressionen vom „Rundwanderweg Rengsdorf R4“. Die Galerie lässt sich mit den beiden Buttons unten rechts “bedienen”. SL – der linke Button – löst eine Slideshow aus, mit FS – der rechte Button – wechselt man in den Vollbildmodus.]

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Einen kleinen thematischen Ausflug unternehme ich noch: Wie ich schrieb, begannen wir unsere Wanderung in Neuwied-Oberbieber direkt am Römerturm. Ein riesiger Parkplatz stellt das Tor zu dem besagten Wanderweg R4 dar. Aber sonst? Meine Heimatstadt wirbt auf ihrer Website mit „Neuwied und Umgebung bieten den perfekten Rahmen für einen Aktivurlaub in schöner Natur!“ und mit „… aus den früher 46 Wanderwegen mit einer Gesamt-Streckenlänge von 270 Kilometern entstanden neun neue Rundwanderwege, NR 1 bis NR 9 genannt, von 4,5 bis 15 Kilometern Länge (Gesamt: 82 Kilometer).“

Und dann dieses schauerliche Bild vor Ort: Über den „Historischen Römer- und Kelten-Wanderweg NR1“ hatte ich berichtet. Hier aber, am Wingertsberg, soll nach der Karte „Naturpark Rhein-Westerwald“ von 2011 (entsprechend früher erhielt der Kartenverlag die Informationen) der Weg NR 3 vorbeiführen, womöglich sogar starten. Ich erfahre darüber nichts, nirgendwo. Dafür hängt eine jämmerliche Schautafel herum, die meine Oma vermutlich schon in ihren Jugendjahren kannte, und weist auf irgendeinen Waldlehrpfad hin – das war’s. Kein Hinweis auf den Weg R4 nach Rengsdorf oder darauf, dass in Steinwurfweite der Rheinsteig vorbeiführt. Leute, Leute.

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Das Schild vom „Waldlehrpfad“ wird noch da stehen, wenn der Wald längst gerodet wurde

Auf der Website ist außer vollmundigen Ankündigungen nichts zu lesen. Warum erstaunt mich das nicht? Weil ich lange genug in Neuwied wohne. Letztens erschien in der Rhein-Zeitung ein sehr erhellender, nicht erfreulicher Artikel über das Radwegenetz in Neuwied. Ich stimme ins selbe Horn, wenn es um die Wanderwege geht. Es gibt viel zu tun, packt endlich an. Aber die Stadtspitze tanzt ja schon Tango, wenn sie eine Verkehrsinsel begrünen lässt …

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