27 Jul „Walking on Sunshine“ – oder: von Sayn nach Stromberg und wieder zurück auf dem Wanderweg „BD8“
Unser Autothermometer plustert sich heute richtig auf: 36° Celsius. Das hält uns nicht davon ab, das kurze Stück von Neuwied nach Sayn (ein Stadtteil von Bendorf am Rhein) zu fahren. Die Klimaanlage schafft eine wohlige Wärme, die sich leider in heiße Luft auflöst, sobald wir den Wagen verlassen. Und das machen wir an einem Parkplatz an der L 413 (ich weise jetzt aus Eigenschutz nicht darauf hin, dass wir den Parkplatz „nur für Besucher des Schmetterlingsgartens“ heimsuchten – es gibt in der Umgebung noch weitere Parkplätze, aber mir war – wohl wegen der Hitze – nach diesem Hauch von Ungehorsam).
Für diese Wanderung liegt uns wieder das Büchlein [amazon_link id=“3942779064″ target=“_blank“ locale=“DE“ container=““ container_class=““ ]„Wandergenuss Rhein/Westerwald“[/amazon_link] von Ulrike Poller und Wolfgang Todt vor, das uns in den letzten Monaten bereits etliche schöne Wanderungen aufs Auge gedrückt hat. BD8 soll es diesmal sein, er ist mit 2 Stunden angeben und 6,7 Kilometer lang. Zudem locken die 215 Höhenmeter, denn schweißtreibend soll die Spontanwanderung nicht werden – wir schwitzen auch so auf jedem Meter der Strecke.
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KurzInfo! Der Wanderweg BD8 – „Sayn-Althansweg-Burg Sayn“ führt über 6,7 Kilometer (und 215 Höhenmeter) vom Startpunkt im Ortsteil Sayn hoch nach Stromberg und von dort aus wieder zurück über die Ruine der Burg Sayn. In Sayn sind verschiedenen Partplätze ausgewiesen; derzeit sind sie noch nicht kostenpflichtig. Die angegebenen Wanderzeit von 2 Stunden kann auch von Ungeübten gemeistert werden, einige Wanderbänke versüßen den Weg. BD8 hat wenig Asphaltanteile (natürlich in Sayn selbst und ein kurzes Wegstück zur Burgruine, das aber (siehe 2.) umgangen werden kann), einige Pfade und gut ausgebaute Wirtschaftswege; die Beschilderung ist vorbildlich. Der Wanderweg führt überwiegend durch Wald. Gute Wanderschuhe sind wie immer empfehlenswert. Im Internet habe ich keine weiteren Informationen zu diesem und den anderen BD-Wanderwegen gefunden.
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Auf dem Papier (sprich: im besagten Wanderbuch) schaut der Weg wenig spektakulär aus. Wir sollten uns irren. Er startet auch mitten im Ort, wobei ich die Ecke um die Burg Sayn herum zu den malerischsten Ortsteilen in unserer Gegend zähle. Am Saynbach entlang, der uns noch ein gutes Stück nicht aus den Augen lassen sollte, erreichen wir die „Sayner Hütte“ – klingt nach Imbissbude, ist aber, wie die Beschreibung sagt, „eines der schönsten Industriedenkmale der Welt“. Leider, und das meine ich auch so bedauernd, können wir nicht einmal die Außenbereiche besichtigen. „Betreten verboten“ – verständlich, denn es wird renoviert und saniert und überhaupt die „Gießhalle“, die das Zentrum bildet, für Besucher hergerichtet.
Vorbei am Schwimmbad, auf das wir neidische Blicke warfen, steigt der gut ausgebaute Wirtschaftsweg sanft an. Der Wald wird dichter, die Sonne verdrückt sich über dem Blätterdach, die Luft wird auch halbwegs erträglich. Zudem verringert sich das Gewicht des Rucksacks rapide, was sich leicht erklären lässt: Die Wasservorräte schmelzen in der Sonne dahin. Oder anders gesagt: Wir saufen wie die Wüstenwanderer in der Oase. Manchmal fällt es wirklich schwer, über „Wald“ etwas Besonderes zu sagen, das den Leser richtig vom Hocker haut. Wälder ähneln sich in unseren Mittelgebirgen. Auf der anderen Seite hat es immer etwas Erhabenes, durch einen dichten Wald, egal ober Laub- oder Nadel- oder Mischwald, zu wandern. Das geht uns trotz Hitze und Trinken in Minutenintervallen nicht anders.
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[Die Galerie zeigt weitere Impressionen vom „Wanderweg Sayn BD8“. Die Galerie lässt sich mit den beiden Buttons unten rechts “bedienen”. SL – der linke Button – löst eine Slideshow aus, mit FS – der rechte Button – wechselt man in den Vollbildmodus.]
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Sobald wir die Höhe erklommen haben – hört sich nach Alpen an, aber bei der Hitze ist jeder Hügel ein Matterhorn -, stellt sich uns der Traumpfad „Saynsteig“ in den Weg. Für die nächsten Kilometer werden wir Hand in Hand gehen, und gemeinsam klettern wir einen gewundenen Pfad hinauf, bis uns der Ort Stromberg vor die Augen fällt. Sofort danach kurven wir wieder in den Wald hinein, die scharfe Rechtskehre deutet uns an, dass wir auf dem Rückweg sind.
Der „Saynsteig“ ist für mich einer der schönsten Traumpfade. Entsprechend gut gelaunt trinken wir unsere Flaschen Wasser auf den schmalen Pfaden leer. Hier und da gönnen wir uns die Aussicht ins Brexbachtal, das sich jetzt zu unserer linken Seite durch lautes Rufen, Schreien, Toben bemerkbar macht. Das große, sich tief ins Tal ziehende Pfadfinderlager liegt dort unten, und um diese Jahreszeit werden sicher unzählige Kinder und Jugendliche Ferien von ihren Eltern genommen haben.
Bald trennen sich „Saynsteig“ und BD8 – nebenbei gesagt: auch der „Rheinsteig“ gesellt sich zu uns -, wir rutschen auf einer geteerten Straße zur Ruine der Burg Sayn. Dort treffen wir den treuen Traumpfad wieder, und gemeinsam schauen wir uns die Burg an, versinken in die Aussicht ins Neuwieder Becken und steigen bald die letzten Stufen hinab. Wir sind wieder in Sayn. Als letztes sehen wir noch die Eingangspforte zum „Garten der Schmetterlinge“. Den umkurven wir, weil unsere Wasservorräte zur Neige gingen.
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KurzInfo! Der „Kulturpark Sayn“ punktet mit einer Vielfalt an Sehenswürdigkeiten auf sehr kleinem Raum. Der Wanderweg BD8 macht mit einigen bekannt: „Garten der Schmetterlinge“, „Sayner Hütte“ und die Burgruine Sayn mit dem Restaurant „DIESAYN BURG“. Darüber hinaus wartet der Stadtteil Bendorfs mit der romanischen Abtei auf, dem Schloss Sayn der Fürsten zu Sayn-Wittgenstein-Sayn und einem vollständig rekonstruierten Römerturm, an dem entlang nicht nur der Traumpfad „Saynsteig“ führt (der im Übrigen an der Abtei startet), sondern auch beispielsweise der Wanderweg BD6. (Quelle: unter anderem Website des Kulturparks Sayn)
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Wir suchten eine kurze Rundwanderung nicht weit von unserem zuhause entfernt. Die bekamen wir. Und sie war wirklich gut: schattige Wälder, Aussichten in Täler (das Sayntal und das Brexbachtal), schmale Pfade und eine Burgruine. Der Wanderweg war für uns wieder ein Beleg, dass direkt vor unserer Haustür sehr schöne Wanderwege liegen. Dazu bietet er Möglichkeiten, um die Wanderung zu erweitern oder mit einem angenehmen Ausklang zu umrahmen. Dazu jetzt mehr.
1. Wem der Wanderweg BD8 zu kurz ist, kann ihn beispielsweise um BD10 erweitern. Dieser 4,8 Kilometer lange Weg beginnt an der Abtei Sayn – sie liegt auch zu Füßen der Burgruine, sodass es vom BD8 nur 10 Minuten oder sogar weniger sind bis zum Ausgangspunkt sind. Die Höhepunkte sind die genannte Abtei (die Kirche ist geöffnet und ist einen Besuch auf jeden Fall wert) und ein grandioser Blick über das Rheintal. Nebenbei kann man sich im Kletterwald austoben – oder einfach dabei zuschauen, wie Junge und Ältere und ganz Alte über schmale Stege von Baum zu Baum schaukeln. Aus dem zu Anfang aufgeführten Büchlein lassen sich einige Wege miteinander verbinden.
2. Knapp einen Kilometer vor der Burgruine Sayn trennt sich der „Saynsteig“ von BD8, der wiederum legt die letzte Strecke über Asphalt zurück. Muss man nicht haben. Stattdessen gönnt man sich den Wechsel auf den Traumpfad, gewinnt dafür einen schmalen Pfad eng am Hang entlang mit der Sicht auf das tief darunter liegende Brexbachtal. Es ist nur ein kurzes Stück, aber der Erlebniswert ist um einiges höher. Und nach dem Pfad treffen sich „Saynsteig“ und BD8 wieder.
3. Im Anschluss an den Wanderweg BD8 wartet der bekannte „Garten der Schmetterlinge“. Die zuvor erwähnte Abtei Sayn mit ihrem sehenswerten Kreuzgang kann eingeflochten werden. Und mit etwas Glück ist eines Tages auch die zu Beginn skizzierte „Sayner Hütte“ zur Besichtigung freigegeben.
Petra
Posted at 11:28h, 28 JuliDas war mal wieder eine richtige Tour nach meinem Geschmack :) Nicht zu lang, keine steilen Abhänge und eine kurze Anfahrt. Ich bin immer wieder darüber begeistert, in welcher wunderschönen Gegend wir doch wohnen. Ich freue mich auf die nächste gemeinsame Tour.
Georg
Posted at 10:41h, 01 AugustDie nächste Tour steht ja schon heute an. Und es sieht ganz so aus, als ob wir in Badekleidung wandern müssen.