Wer schlendert, sündigt nicht - oder: “Der Klosterweg” im Westerwald

Wer schlendert, sündigt nicht – oder: “Der Klosterweg” im Westerwald

Wer schlendert, sündigt nicht - oder: “Der Klosterweg” im WesterwaldMit „Der Klosterweg … Wandern für die Seele“ und dem Motto „Der Weg ist das Ziel“ lockt „Der Klosterweg“ im Westerwald meinen Freund KD und mich. Für KD ist der Weg ein alter Hut, für mich aber Neuland. Und das liegt auch an einem einfachen Umstand: „Der Klosterweg“ ist eine Streckenwanderung. Streckenwanderungen sind nichts für temporär Verwirrte wie mich. Ich stelle meinen Wagen bei A ab, wandere den Weg und schreie bei B: „Alles geklaut!“ Ich komme generell lieber beim Wagen an, als dass ich mit dem Bus/der Bahn/der Postkutsche von B nach A zurückchauffiert werde. Ich diskutiere auch nicht darüber, dass es doch kein großer Umstand ist, man wohl verwöhnt sei, man dies und jenes auch einmal in Kauf nehmen müsse. Geschenkt. Ich bin so, wie ich bin, und deshalb liebe ich Rundwanderungen.

Doch wozu sind Freunde auch da? Genau – um aus einer Streckenwanderung eine runde Sache zu machen. Ein Fahrzeug bei A, das andere bei B. Ökonomisch und ökologisch ein Fiasko (vermutlich), für unser Ansinnen aber die Lösung. Nach einigen Rundtouren durch den vorderen Westerwald also (A = Rengsdorf und B = Waldbreitbach) lassen wir uns an der St. Kastor-Kapelle in Rengsdorf aus dem Auto fallen. [Bitte meine Anmerkung zum Zeitpunkt der Wanderung am Ende des Wanderberichts beachten.]

Wer schlendert, sündigt nicht - oder: “Der Klosterweg” im Westerwald

St. Kastor-Kapelle

Nach einem kurzen Blick in die Kapelle (Warnruf an alle: Wo wir eine offene Eingangstür vorfinden, da gehen wir hindurch!) schlendern wir im wahresten Sinne durch den Kurpark Rosenberg. Für mich als Neuwieder ist es immer wieder erfreulich zu sehen, wie man Garten- oder Parkanlagen herrichten kann, um nicht nur Gäste oder Fremde aus der Ferne anzuziehen, sondern auch den Ureinwohnern ein wohliges Gefühl zu entlocken. Überhaupt ist Rengsdorf als heilklimatischer Kurort ein gepflegtes Dörfchen, ums mal so auszudrücken, das zwar in der Vergangenheit zumindest eine mir noch erinnerliche kostspielige Episode um das Hallenbad „Monte Mare“ erlebte, aber sein Flair trotz klammer Kassen über die Jahre bewahrte.

Dörfer oder gar Städte meide ich bei Wanderungen am liebsten, aber Rengsdorf steht als eine der rühmlichen Ausnahmen dar, denn der Weg wird durch beschauliche Abschnitte geleitet. Als Nächstes begegnen wir dem „Römergraben“ (in einer KurzInfo! weiter unten erzählte ich einige Sätze mehr dazu), der uns in manchen Momenten, wenn die Bebauung oder der Bewuchs es zulassen, den Blick weit hinab ins Rheintal gewährt.

[tip]

KurzInfo! „Der Klosterweg“ startet entweder in Waldbreitbach an der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt oder in Rengsdorf an der St. Kastor-Kapelle. Auf 17,5 Kilometern folgt man den markanten Wegschildern mit den drei orangefarbenen Kirchentürmen. Es bestehen reichlich Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten. Eine eigene Website hält alles Wissenswerte und Wichtige über den Klosterweg gut aufbereitet vor; ein Flyer fasst die Informationen zusammen. Ein Teilstück bei Waldbreitbach verläuft gemeinsam mit dem Wiedweg, in Waldbreitbach trifft der „Klosterweg“ auf den Westerwald-Steig.

Die Strecke kann ganzjährig gegangen werden, stellt aber wegen seiner Streckenlänge und den 566 Höhenmetern (von Rengsdorf nach Waldbreitbach) Anforderungen, wegen denen jeder vorher in sich gehen sollte – und nicht erst auf dem besinnlichen Weg! Die Anstiege sind manchmal knackig, die Pfade führen manchmal eng am Hang entlang und sind schmal, was Pfade bekanntlich nun einmal so an sich haben. Die Gehzeit wird mit 6 Stunden angegeben; das erscheint eine gute und vielfach zutreffende Angabe zu sein.

Es wird sehr viel Mühe darauf verwendet, Wanderer zu ihren Transportmitteln von Rengsdorf nach Waldbreitbach (oder umgekehrt!) zu bringen. Wer sich darüber informieren will, schaut sich am besten die gesonderte Seite zu den „Busverbindungen“ und die für sich maßgeblichen Detailinformationen an. Für mich gehört eine Wanderkarte noch immer zum gern getragenen Ballast; für diese Strecke empfiehlt sich die Karte „Naturpark Rhein-Westerwald“.

Eine Wegekarte findet der Leser am Ende dieses Wanderberichts. Über den Klickpunkt “drucken” stehen Optionen zur Auswahl, wie detailliert die PDF sein soll – am besten einfach ausprobieren, herunterladen und dann entscheiden, welche Version man bevorzugt. GPS-Tracks können ebenfalls abgerufen werden. Und die Karte kann mit Hilfe des Reiters über dem Kartenbild in unterschiedlichen Ansichten (beispielsweise bei “Google Earth”) betrachtet werden.

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Der römische Frankengraben – oder ist es umgekehrt?

Den nächsten Abschnitt, nun ja, verplaudern wir lieber. Seit Jahren wird eine Ortsumgehung gebaut, manchmal im Zeitplan, manchmal knapp neben dem Zeitplan. Das wäre für uns Wanderer im Grunde nur eine weitere Episode ähnlich der vorhin erwähnten, wenn der „Klostenweg“ nicht mittenmang durchs umgebaggerte Gebiet führte. Das schaut dann wild aus und erfüllt für einige hundert Meter nicht den Anspruch, den wir an kuschelige Wanderwege legen. Was soll ich sagen, am besten: Augen zu und durch. Denn schon bald tauchen wir dort hinein, wo der Wanderer sich am wohlsten fühlt. Ins grüne Dunkel.

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Wenigstens die Errichtung dieser Brücke liegt voll im Zeitplan

Wobei – KD und ich haben einen grandiosen Sommertag erwischt! Nicht zu heiß und nicht drückend schwül, aber sonnig, dass wir jede Gelegenheit nutzen, um durchzuatmen und den Blick umherwandern zu lassen. Das ist auch das schöne an den Weitblicken, wie der „Klosterweg“ en masse bietet: Man wandert nicht mit den Füßen, sondern überlässt den Augen diese angenehme Arbeit. Sie können schweifen, was das Zeug hält, und Eindrücke sammeln, bis der Kopf auf dumme Gedanken kommt. Hier bleiben. Auf der Bank ruhen, bis das fahle Mondlicht den Schlaf einläutet. Das schaut auch so verlockend aus, denn unserer Heimat liegt wirklich „da unten“, also weit genug weg, dass sich die Seele (oder was auch immer) davon lösen kann.

[tip]

KurzInfo! Der „Römergraben“ in Rengsdorf müsste eigentlich „Frankengraben“ heißen. Heinz Preißing schreibt in seinem Buch [amazon_link id=“3895702390″ target=“_blank“ container=““ container_class=““ ]„Spuren alter Geschichte“[/amazon_link] Folgendes: „So dürfte die Bezeichnung ‚Römergraben‘ für unsere Wallanlage in Rengsdorf ein Produkt der frühen Forschung und des Volksmundes aus jener Zeit sein, als man vielerorts leicht geneigt war, nicht gleich bestimmbare Relikte aus vergangener Zeit und das, was man dafür hielt, den ‚alten Römern‘ zuzuschreiben.“ Nach heutigen Erkenntnissen aber handelt es sich bei dem circa 750 Meter langen Wallsystem eher um eine frühmittelalterliche Anlage zur Grenzmarkierung und zum Grenzschutz. Auf die fränkische Zeit um das 7. Jahrhundert wird der Wall aufgrund der Funde aus einem nahe bei entdeckten Gräberfeld datiert.

(Quelle: „Spuren alter Geschichte – Archäologie im Kreis Neuwied“ von Heinz Preißing. Der vollständige Artikel findet sich auch hier: Der „Römergraben“)

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Wer auch immer, aber einer von uns beiden ruft den anderen immer in die Wirklichkeit zurück. Das ist auch gut so, denn die 17 Kilometer wollen auch gegangen werden, zudem die oftmals malerischen Pfade hin und wieder ganz schön bergan verlaufen. Überhaupt sollte man ausgeruht sein, um die Berg- und Taltour in vollen Zügen genießen zu können.

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Westerwald

Im Zwiegespräch durchkämmen für das Laubachtal. Der Laubach fließt bei der Laubachsmühle in die Wied, ein munter gluckerndes kleines Bächlein, dessen abwärts zu findender Wasserfall zu einer der Attraktionen im „Rengsdorfer Land“ zählt. Den sehen wir auf unserer Strecke aber nicht, stattdessen hecheln wir einer Dame mit – wieviele waren es? – acht … neun Welpen hinterher, die wie wir auf dem Weg nach Ehlscheid ist, einem weiteren Ort mit guter Luft, genauer: ein heilklimatischer Luftkurort. Wer in einer solchen Gegend wandert, muss ja gesund zurückkehren.

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Die Ents leben nicht auf Mittelerde, sondern gleich vor unserer Haustür: im Westerwald

Ehlscheid ist rasch durcheilt, denn unsere Schritte kratzen nur die äußersten Ausläufer des Ortes. So finden wir uns schnell auf einer Anhöhe wieder, wieder mit der Chance, einfach stehen zu bleiben und zu schauen. Für Außenstehende mag es ein seltsames Bild abgeben, wenn zwei ältere Herrschaften, hinten mit gut befüllten Rucksäcken, vorne mit verzücktem Blick in der Walachei herumstehen und – nichts tun! Aber so sind wir Wanderer halt, stehen sinnlos herum und sind glücklich dabei.

Um nicht vom Glück ganz trunken zu werden, stiefeln wir weiter. Auf unserem Wegeplan jedenfalls steht nun das Wildgehege des Fürsten zu Wied. Kein Wild weit und breit. Gut, KD und ich sind nicht auf der Pirsch, was sich an der Lautstärke unserer Unterhaltung ablesen lässt, insofern verstehe ich die Hirsche und die Rehe und alles andere, was mehr Beine hat als wir. Ehrlich gesagt: Ich wäre auch auf der Flucht, wenn ich uns kommen hörte.

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„The Big Country“ in good old Germany

Auf uns aber wartet nun das nächste Tal – das Dombachtal. Kreuz und quer wandern wir, hinauf und hinab, der weiche Boden fliegt nur so unter unseren Füßen dahin, eine Bank schaut uns so herzerweichend an, dass wir uns niederlassen und das tun, was Männer am besten können. Essen. Und nach der Kurzweil machen wir das, was KD und ich am zweitbesten können. Verlaufen.

Ja, es ist wirklich unglaublich! Der „Klosterweg“ ist UNVERLAUFBAR ausgeschildert. Absolut. Vollkommen. Das aber hindert uns beide nicht daran, den nächstbesten Abzweig zu nehmen im guten Glauben, dass wir auf dem rechten Pfad sind. Gut, der Weg, den wir einschlagen, ist wunderbar. Malerisch. Traumhaft. Aber es ist der falsche Weg. Und so treffen wir in Kurtscheid am falschen Ortseingang ein (der Ort hat zwei davon). Die Blöße geben wir uns nicht, jetzt einfach die Dorfstraße nordwärts zu marschieren, um am jenseitigen Ende wieder auf die richtige Spur zu kommen. Also: zurück. Der falsche Pfad ist ja auch wunderbar. Malerisch. Traumhaft …

Von Kurtscheid sehen wir die Pfarrkirche Hl. Schutzengel (der uns bei unserem Anflug auf den Ort nicht geholfen hatte, ein kleiner Wink wäre ja nett gewesen) und den Friedhof – alles kleine Tupfer, die dem Klosterweg seine christlich angehauchten Stempel aufdrücken.

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Idylle hinter Stacheldraht

Auf den folgenden Kilometern geben wir uns alle Mühe, nur ja auf dem Pfad der Tugend, also des Klosterweges zu bleiben. Es gelingt uns auch, wir erreichen schadlos die Ausläufer des Fockenbachtals, und bald darauf gerät die „Ruine Neuerburg“ in unser Blickfeld. Ein Rastplatz gewährt uns eine vorzügliche Sicht auf das braune Restgemäuer, beantwortet mir aber auch nicht die Frage, weshalb jemand eine solche Ruine wieder bewohnbar macht. (Ein Artikel gibt darüber vielleicht etwas mehr Auskunft: „Die Neuerburg wieder aufgebaut.) Zu besichtigen ist die Burg aber nicht, weshalb wir eine halbe Runde drumherum einlegen, den nächstbesten Abzweig nehmen und das Tal hinabsteigen.

Gut, der Weg, den wir einschlagen, ist wunderbar. Malerisch. Traumhaft. Aber es ist der falsche Weg.

Ich bitte, das Kopfschütteln jetzt einzustellen. Und ich verspreche hoch und heilig, dass in diesem Bericht von einem solchen Fauxpas nicht mehr die Rede sein wird.

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„Um so etwas zu machen, muss man Idiot oder Idealist sein, wobei die Grenzen verschwimmen“ – Worte der Burgherrin Roswitha Weiler

Jedenfalls kommen wir im Tal an, schauen uns um, wissen Bescheid. Leider wieder eine halbe Stunde zu spät. Aber wir sind tapfer (das Wort „bekloppt“ erachte ich in diesem Zusammenhang als nicht angemessen!) und stiefeln zurück, schön bergauf, schön schnell.

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[Die Galerie zeigt weitere Impressionen vom „Klosterweg“. Die Galerie lässt sich mit den beiden Buttons unten rechts – etwas versteckt – “bedienen”. SL – der linke Button – löst eine Slideshow aus, mit FS – der rechte Button – wechselt man in den Vollbildmodus. Für die richtige Anzeige der Galerie ist der Flash Player von Adobe notwendig.]

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Oben begegnen wir eine Wandergruppe, die geradeweg die Ruine halb umrundeten und, als sei es das Natürlichste der Welt, den richtigen, weil sehr gut ausgeschilderten Weg einschlagen.

Bevor wir auf die Idee kommen, doch wieder falsch zu laufen, eilen wir hinterher, verwickeln die Wanderer in nette Gespräche, passieren den Kelterhof und erreichen den Talgrund. Hier trennen sich unsere Wege. Wir wollen zur nächsten Zwischenstation, zur im Jahr 2005 errichtenten „Mutter-Rosa-Gedenkstätte“. Mutter Rosa gründete 1863 mit zwei Gefährtinnen die Ordensgemeinschaft der Franziskanerinnen von Waldbreitbach; am 4. Mai 2008 wurde sie im Hohen Dom zu Trier selig gesprochen.

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Mutter-Rosa-Gedenkstätte

Wir sind ganz unten angekommen, mehr oder weniger steht jetzt der letzte Anstieg an. Pi mal Daumen sind es 150 Höhenmeter, die wir zügig angehen. Wir queren den Ackerhof, ein ausladendes Gehöft mit reichlich Nutztieren, um darauf im Angesicht unseres Schweißes – es ist Mittagszeit, und trotz der gemütfreundlichen Temperaturen bekommen wir hier oben eine volle Ladung Sonne ab – Kurs auf unser vorletztes Etappenziel zu nehmen: das Kloster St. Marienhaus. Durch Wald und Wiesen, Feld und Flur stapfen wir nach Glockscheid, einem Flecken mitten in der grünen Landschaft. Von hier ist es ein Katzensprung bis zum Kloster, zudem schweres Gerät neben dem hoch aufragendem Turm von emsigen Bauarbeiten kündet. Ein Tagebuch informiert über die Umbaumaßnahmen.

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Green Grass and High Tides

Vielleicht liegt es daran, vielleicht auch einfach, weil wir nicht wollten, aber wir betrachten die weitläufige Anlage nur von außen. Wir meiden auch den „Schöpfungspfad“ und den Kräutergarten, die aber sicher einen Besuch lohnen, wie ich aus meiner Erinnerung von Klientenbesuchen in der angeschlossenen Einrichtung weiß.

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Das Kloster ohne Baukran

Den letzten Kilometer bis zu unserem Ziel teilen wir uns mit dem „Wiedweg“, immer hinunter, immer über einen engen Pfad, wobei ab und an die Häuser Waldbreitbachs durchs dichte Laub blitzen. Wir näheren uns dem Dorf „von oben“, haben einen guten Blick ins Dorf und genau auf unser Ziel: die Pfarrkirche „Maria Himmelfahrt“. Auch dort wird renoviert, und ein Schild weist uns darauf hin, dass uns der Zugang verwehrt bleibt. Waldbreitbach selbst ist einen Besuch wert, es gibt genügend Sehenswürdigkeiten für einen ganzen Tag. Wir aber, KD und ich, haben nur mehr Augen für unseren Wagen, schmeißen Rucksäcke hinein und uns hinterher und kurven zurück nach Rengsdorf. Erst auf der Fahrt wird uns deutlich, welche Wege man doch bei einer Wanderung zurückgelegt, die uns im Rückblick gar nicht als lang, sondern als kurzweilig vorgekommen ist.

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Hier trennt sich die Spreu vom Weizen – und wir konnten uns nur mit Mühe entscheiden: links oder rechts?

Was bleibt als Fazit? Hm, vielleicht ein Hinweis darauf, dass der „Klosterweg“ in diesen Tagen nachzertifiziert worden ist, wie es so amtlich heißt, und von 62 Punkte auf 67 Punkte hochgestuft wurde. Das bezeugt auf jeden Fall, wie angesehen die Wanderstrecke in den Augen von Wanderexperten wie denen des Deutschen Wanderinstituts ist. Mein persönliches Fazit schaut nicht anders aus, wenn ich es auch nicht in Punkte, sondern in „Gefühl“ messen möchte. „Der Klosterweg“ hat alles, was wir an diesem Tag brauchten: Wald zum Luft schöpfen, Wiesen und Felder zum weit hinaus schauen, Sehenswürdigkeiten zum Verweilen und zum Nachdenken, schmale Pfade, um die Natur hautnah an uns heranzulassen, Mit-Wanderer für die Ablenkung, Ochs und Schaf für den Jäger im Manne und Baumelbänke zum … Baumeln.

Uns fehlte nichts. Von allem, was wir erwarteten oder erhofften, bekamen wir reichlich. „Wandern für die Seele“ – das trifft es beim „Klosterweg“ auf den Punkt.

Der einzige Haken, und den hat ja alles Schöne, ist das Hin und Zurück. Wir machten es uns einfach. Wer aus der näheren Umgebung kommt und nicht alleine unterwegs ist, kann sich unser Beispiel durch den Kopf gehen lassen. Wer eine weite Anreise hat, wird die Option mit zwei Fahrzeugen reiflich überlegen müssen. Der öffentliche Nahverkehr oder ein Shuttleservice (an den Wochenenden) bietet sich an. Wir haben damit keine Erfahrungen, doch vielleicht kann jemand der Leser mehr dazu sagen.

Und zu guter Letzt: Die Wanderung kann natürlich auch in Waldbreitbach starten, weist dann aber auch circa 720 Höhenmeter auf. Ich habe im Nachhinein überlegt, welche Variante mir mehr gefiele, und ich neige eher zu der von uns gewählten: Start in Rengsdorf, Ziel in Waldbreitbach. Ist vielleicht nur eine Bauchsache, liegt womöglich auch daran, am Ende einen Abstieg zu haben, der die Füße leichter vorankommen lässt. Ist, wie so vieles, wahrscheinlich nur Geschmackssache. Und Geschmäcker sind – Gott sei Dank! – verschieden …

[tip][Nachtrag vom 17.12.12: Frau Erdling von der Tourist Information der Verbandsgemeinde Rengsdorf teilte mir Folgendes mit: „Info zum Shuttleservice: Er ist an allen Tagen buchbar (nach kurzer Vorbestellung, Tel. 02634 922 911) und orientiert sich preislich an Bus-Fahrkarten. Der Shuttle wird gerne in Anspruch genommen; denn ohne diesen Shuttle wäre der Klosterweg nur die Hälfte wert. […] … die Philosophie des Klosterweges besteht allerdings in der Verbindung zwischen Rheinsteig in Rengsdorf und Westerwald-Steig in Waldbreitbach. Dies war leider als Rundweg nicht machbar. Daher bedienen wir uns eines individuellen Wandershuttles und fahren sehr gut damit.“][/tip]

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Der Experte für Outdoor und Touren___________________________________________________________________________________________________

[Anmerkung: Ich trage noch meine Ankündigung hier ein, die ich zu diesem ausstehenden Bericht vor einigen Tagen machte: „Wer den Schlenderer regelmäßig verfolgt, dem wird etwas aufgefallen sein: es fehlte etwas! Ein Bericht. “Der Klosterweg”. Längst gewandert und längst versprochen, hatte mir meine Kamera einen Streich gespielt (vermutlich war ich’s selbst schuld, aber man möge mir nachsehen, dass die diese Schuld lieber auf die Technik schiebe). Die Speicherkarte mochte nicht so, wie ich es von ihr verlangte. Jedenfalls gingen Fotos flöten (beispielsweise alle von Waldbreitbach), von denen ich dachte, sie “eigentlich” gemacht zu haben. Egal, ich habe mich ordentlich geärgert (was ich dann und wann mit großer Leidenschaft kann) – und die Veröffentlichung des Berichts verschoben. Bis ich ihn irgendwie aus den Augen verlor. Wie das so ist, wenn man etwas nicht erledigt, was man am besten sofort tut. Ich lege derzeit nochmals Hand an den Bericht und poliere die verbliebenen Fotos auf. Weniger Fotos als gewöhnlich hat natürlich seine gute Seite: Ich muss mich nicht entscheiden, was ich auswähle. Der Klosterweg ist also … ähm, unterwegs, und die Zeichen stehen gut, dass er noch vor den Weihnachtstagen unterm Baum liegt (was so unglaublich ja nicht ist, wenn man sich den Bericht als PDF herunter- und auf den weihnachtlich geschenkten E-Book-Reader hinauflädt.)“]
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7 Comments
  • Markus
    Posted at 12:15h, 14 Januar Antworten

    Hallo Lieber Georg.

    Es erfreut mich sehr das ihr die Strecke gegangen seit, und so viel Freude hattet. Die Telefon Nummer die du angegeben hast ist genau das was ich gesucht habe! Ich habe sie mir mal direkt notiert, den wir wollen die Strecke auf jedenfall in den kommenden Wochen mal gehen. Nähere infos zu dem Shuttle Service hast du nicht oder? Mir drängt sich die frage auf, wenn ich doch allein gehen muss ob der Bus dann auch fährt, oder ob man eine gewisse Anzahl von Leuten zusammen bekommen muss? Wieviel tage vorher muss man den den Shuttle dienst anmelden?

    Wie lange seit ihr gegangen? Ich habe bei gpsies in einem Track gelesen, dass ein abschnitt gesperrt wäre? Wie ist die Markierung, überall gut lesbar oder teils schon verwaschen?

    Liebe grüße Markus

    • Georg
      Posted at 13:13h, 14 Januar Antworten

      Nein, ich habe nur die Informationen von der Website zum Klosterweg und die Ergänzungen, die Frau Erdling mir zuschickte und die ich dann in den Beitrag hinten anfügte. Aber ich bin mir sehr sicher, dass dir die Tourist Information in Rengsdorf eine sehr freundliche Antwort gibt, wenn du mit den Fragen im Gepäck dort anrufst.

      Auf der Klosterweg-Seite lese ich auch gerade, dass der Weg in Ehlscheid umgeleitet wird (Meldung vom 26. November 2012, Sperrung nach den Angaben dort bis voraussichtlich Januar 2012). Die Markierung war überall gut lesbar (was KD und mich natürlich nicht daran hinderte, auf Abwege zu kommen – aber das ist, tja, ein gewisses „persönliches Versagen“ und hat nichts mit der Beschilderung zu tun); der Klosterweg ist ja auch noch neu, insoweit sind verwaschene Schilder noch nicht zu erwarten. Ich gehe davon aus, dass die derzeitige Umleitung ebenso akkurat ausgeschildert ist. Generell rate ich aber immer dazu, zur Sicherheit eine Wanderkarte mitzunehmen. Wobei … wer ein GPS in der Tasche hat, wird keine Wanderkarten mitnehmen wollen. Ich rede da natürlich aus der Sicht des nicht-technisierten Wanderers. ;-)

      Gehzeiten können ja immer nur eine Orientierung sein. Wir brauchten natürlich durch die ergiebigen Umwege länger. Die Klosterweg-Seite nennt 6 Stunden als Gehzeit; mit Pausen (die eingelegt werden sollten, schon alleine, um die Ausblicke zu genießen) sollten 5 – 6 Stunden im Rahmen einer entspannten Wanderung möglich sein. Fluchtwanderer (das sind die Wanderer, die an mir vorbeipreschen, als ob die Polizei hinter ihnen her ist) sind natürlich schneller.

      • Markus
        Posted at 16:31h, 14 Januar Antworten

        Lach, wir laufen auch eher gemütlicher, eine Wanderkarte hab ich natürlich auch hier, aber mit dem Navi sollte das auch so gehen :-)

        Aber die Tour hat ja noch bisschen zeit ;-) soll erst mal länger hell bleiben, dann machts Spaß. jetzt muss man bei der Kälte ja etwas zügiger gehen, wenn man nicht fest frieren will ;-)

  • Tom
    Posted at 12:13h, 19 Dezember Antworten

    Sehr schöner und eindrucksvoller Bericht. Ich hatte den Klosterweg auch schon mal im Visier, bin aber bisher noch nicht in diese Ecke gekommen. Aber villeicht klappt es an Ostern oder Pfingsten.

    • Georg
      Posted at 14:04h, 19 Dezember Antworten

      Bei einer Anreise beispielsweise aus Österreich bietet sich ein mehrtätiger Aufenthalt natürlich an. Die Mittelgebirge geben wirklich mehr als genug Wanderwege für einen längeren Urlaub her.

  • Elke
    Posted at 12:47h, 17 Dezember Antworten

    Tja was soll ich sagen, fürchte ich wiederhole mich noch an die 100 Mal
    Dein Bericht hat mich, wie immer, entzückt.
    1. Ich liebe Rundwanderungen, obwohl ich ebenso vermisse, solche schönen Strecken zu wandern. Da ich aber nicht so nahe dran wohne und auch niemanden in der Ecke kenne, der eurem Beispiel mit mir folgen würde, werde ich überwiegend bei Rundwanderungen bleiben. Ja, ich gebe zu, ich bin verwöhnt.

    2. Herrlich zu lesen, dass selbst so reife männliche Exemplare wie ihr es seid, sich doch so verdaddeln können, ha ha ha. Ich dachte das wäre ein Privileg der holden Weiblichkeit, das ich auch tapfer nutze.

    Einen lieben Gruß
    Elke

    • Georg
      Posted at 14:13h, 17 Dezember Antworten

      Ich hätte ja noch Verständnis für uns, wenn wir vor oder während der Wanderung ordentlich einen gepichelt hätten. Aber – wir haben uns total nüchtern verlaufen. Das macht es natürlich umso erschreckender. (Und ich wage gar nicht zu spekulieren: Was wäre passiert, hätte uns die holde Weiblichkeit begleitet.)

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