"Schau mir in die Augen, Kleiner" - oder: "Der Völkerwiesenweg und alte Handelswege - B1" bei Bonefeld

„Schau mir in die Augen, Kleiner“ – oder: „Der Völkerwiesenweg und alte Handelswege – B1“ bei Bonefeld

"Schau mir in die Augen, Kleiner" - oder: "Der Völkerwiesenweg und alte Handelswege - B1" bei BonefeldWas zeichnet einen Mann aus? Arztbesuche aufschieben, bis er seinen Kopf unterm Arm trägt. Aber nach der vierten Gallenkolik war auch ich weichgeklopft, und spätestens Petras mahnende Worte (Männer!) ließen mir keine Wahl mehr. Ich lag also da beim Arzt, wurde ultrabeschallt und ausgeblutet, um dann von ihm das Ergebnis zu hören: „Bei Ihren Leberwerten hab ich mich aber erschrocken.“ (Ärzte!) Na, für echte Männer zählen ja weniger die inneren, mehr die äußeren Werte. Aber was brachte mir das alles: eine OP (ich werde ihm morgen Januar vorschlagen, falls meine Gallensteine nicht andere Pläne haben) – und die Fürsorge meiner Ehefrau. Leider heißt Fürsorge auch eine sorgenvolle Miene, wenn ich ihr von den schönen Wanderungen im Herbst erzähle, die ich noch geplant hatte. „Und dann liegst du da im Wald, und keiner findet dich!“ – „Aber ich geh doch da, wo alle gehen.“ – „Egal. Tu mir das bitte nicht an.“ (Frauen!)

Warum ich so weit aushole, dass mir der Arm schon schmerzt? Weil wir probehalber eine dieser mir nun sehr ans Herz gelegten Kürzestwanderungen am Sonntag gewandert … geschlendert … spaziert sind. 4,9 Kilometer sind wirklich nicht die Welt, die kann ein sehr kranker Mann wie ich sogar auf einem Bein rückwärts hüpfen („Untersteh dich!“). Na, jedenfalls ist die Wanderstrecke so kurz und so wenig anstrengend, dass sie jedem mit zwei gesunden Füßen nahegelegt werden kann. Wenn er oder sie, und das liegt bei diesen Wanderwegen auf der Hand, nicht allzu weit entfernt vom Ausgangsort lebt.

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KurzInfo! Der „Rundwanderweg Bonefeld B1“ ist 4,9 Kilometer lang und geht gemächlich über 168 Höhenmeter von der „Oberen Mühle“ bei Rengsdorf bis nach Bonefeld. Der einzige größere Anstieg wartet gleich zu Beginn beim „Völkerwiesenbach“. Der Einstieg kann beispielsweise in Bonefeld am Ortsausgang zur K 105 (über die Wilhelmstraße in Richtung Hardert) oder nach der „Oberen Mühle“ an der K 104 (von Rengsdorf nach Hardert) auf dem links gelagerten Parkplatz gewählt werden. Für die Wanderung sind je nach Witterung natürlich trittsichere Schuhe empfohlen. 1 1/2 Stunden sollten für die Wanderung veranschlagt werden.

Eine Wegekarte findet der Leser weiter unten. Über den Klickpunkt “drucken” stehen Optionen zur Auswahl, wie detailliert die PDF sein soll – am besten einfach ausprobieren, herunterladen und dann entscheiden, welche Version man bevorzugt. GPS-Tracks können ebenfalls abgerufen werden. Und die Karte kann mit Hilfe des Reiters über dem Kartenbild in unterschiedlichen Ansichten (beispielsweise bei “Google Earth”) betrachtet werden.

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Bonefeld liegt nahe bei Rengsdorf, mehr oder weniger ein Eingangstor zum Westerwald. Für eine kurze Wanderung fährt nun niemand aus dem Ruhrgebiet hierher. Doch wer in der Nähe wohnt – und das Neuwieder Becken ist wirklich dicht besiedelt -, freut sich vielleicht doch so wie wir über Empfehlungen, welche naturnahen, gut begehbaren Strecken direkt vor seiner Haustür warten. B1 mit der Unterzeile „Völkerwiesenbach und alter Handelsweg“ gehört in diese Rubrik. Nein, er ist nicht unglaublich aufregend oder „spannend“ mit etlichen Besonderheiten oder Sehenswürdigkeiten, und nein, man verpasst auch nichts, wenn man ihn links liegen lässt. Doch stopp, Moment mal – verpasst man wirklich nichts?

Der Experte für Outdoor und Touren_________________________________________________________________

Ich werde nicht müde, auch in einem Wanderblog auf die kurzen Wanderwege hinzuweisen, die ein Hardcore-Wanderer mit einem Lupfen der Augenbraue schmähen wird. Doch während die genannten „Abenteuerwanderwege“ seit einigen Jahren quer durch die einschlägigen Presseerzeugnisse breitgetreten werden, geraten die ganz gewöhnlichen, unscheinbaren Wege aus dem Fokus. Und das geschieht ganz zu unrecht. Sie haben ihren Erlebniswert genau wie prämierte Wanderwege, man muss sie nur zu nehmen wissen, die Erwartungshaltung entsprechend einrichten und das aufnehmen, was die Landschaft zu bieten hat. Natur pur. Man verpasst also doch etwas.

Ein Manko (oder zwei) hat dann ein solcher Weg wie der wenig poetisch als B1 bezeichnetete: Die Bänke sind von anno Tobak und die Beschilderung an manchen Stellen nicht ganz verlaufsicher (am besten eine Wegekarte ausdrucken und mitnehmen). Aber über weite Strecken ist er schön pfadig, es führt quer durch Wälder und über wenig beackerte Forstwege, und nur zweimal müssen die Schuhe für maximal 100 Meter den Asphalt unter sich spüren. Der „Oberen Mühle“ vorgelagert ist ein erstaunlich großer Park, der im Frühjahr durch seine herrlich blühenden Rhododendron begeistern soll. Ein Damwildgehege liegt am Wegesrand, für Kinder aus der Stadt eine willkommene Unterbrechung, um die Tiere des Waldes persönlich kennenzulernen. Zu Beginn wandert man nicht nur über eine kurze Strecke gemeinsam mit dem „Butterpfad“, sondern auch mit einem der „Zwergenpfade“.

Ich lasse diesmal Fotos sprechen – keine spektakulären Bilder, eben ganz normale Abbildungen einer ganz normalen herbstlichen Landschaft, wie sie der Westerwald um Rengsdorf und Bonefeld bietet.

"Schau mir in die Augen, Kleiner" - oder: "Der Völkerwiesenweg und alte Handelswege - B1" bei Bonefeld

Er hat gut Lachen, er hat seine Mütze nicht vergessen

"Schau mir in die Augen, Kleiner" - oder: "Der Völkerwiesenweg und alte Handelswege - B1" bei Bonefeld

Völkerwiesenbach

"Schau mir in die Augen, Kleiner" - oder: "Der Völkerwiesenweg und alte Handelswege - B1" bei Bonefeld

Der Butterpfad und der B1 machen sich gemeinsam auf den Weg

"Schau mir in die Augen, Kleiner" - oder: "Der Völkerwiesenweg und alte Handelswege - B1" bei Bonefeld

Rechts sähe man Bonefeld, wenn der Fotograf so schlau gewesen wäre und die Kamera ein ganz klein wenig, nur ein bisschen, nach rechts geschwenkt hätte

"Schau mir in die Augen, Kleiner" - oder: "Der Völkerwiesenweg und alte Handelswege - B1" bei Bonefeld

Typischer Dorfbulle mit ’nem lockeren Spruch: „Zehn Sekunden. Höchstens. Dann seid ihr hier verduftet.“

"Schau mir in die Augen, Kleiner" - oder: "Der Völkerwiesenweg und alte Handelswege - B1" bei Bonefeld

Eine (noch) sehr weit entfernte Herde mit sehr friedlichen und sehr liebenswerten Kuschelschafen

"Schau mir in die Augen, Kleiner" - oder: "Der Völkerwiesenweg und alte Handelswege - B1" bei Bonefeld

„Heh, die sind nur zwei, wir sind viele. Kommt, wir verprügeln die. Ab dafür.“

"Schau mir in die Augen, Kleiner" - oder: "Der Völkerwiesenweg und alte Handelswege - B1" bei Bonefeld

„Kloppe haben? Habt Glück, dass ihr hinterm Zaun steht, ihr blöden Zweibeiner. Schert euch bloß zum Teufel!“

"Schau mir in die Augen, Kleiner" - oder: "Der Völkerwiesenweg und alte Handelswege - B1" bei Bonefeld

Mischwald (Stilleben ohne Hirsch)

"Schau mir in die Augen, Kleiner" - oder: "Der Völkerwiesenweg und alte Handelswege - B1" bei Bonefeld

Die „Obere Mühle“

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[Die Galerie zeigt weitere Impressionen des „Rundwanderwegs Bonefeld B1“. Die Galerie lässt sich mit den beiden Buttons unten rechts “bedienen”. SL – der linke Button – löst eine Slideshow aus, mit FS – der rechte Button – wechselt man in den Vollbildmodus. Für die richtige Anzeige der Galerie ist der Flash Player von Adobe notwendig.]

4 Comments
  • Elke
    Posted at 11:43h, 30 Oktober Antworten

    Lieber Georg,
    erstmal wünsche ich dir, dass du gaaaaanz schnell wieder mehr Kilometer laufen darfst, also schieb´s besser nicht auf :-), deine Frau verbietet dir ja doch das WANDERN…ha ha ha

    Na und dann hast du mit deiner Beschreibung so dermaßen meine Lachmuskeln in die Gänge gebracht, dass meine Kollegin gucken kam, was mit mir los ist :-). Köstlich!!!!

    Vieleste Grüße auch an deine gestrenge Gattin
    Elke

    • Georg
      Posted at 16:32h, 30 Oktober Antworten

      Petra hat natürlich auch recht. Wie viele meiner Stammesgenossen, gehe ich ja nicht früh genug zum Arzt, sondern lasse höchstens den Arzt kommen – den Notarzt. Deshalb ist es gut, wenn jeder Mann eine fürsorgende (und weitsichtige) Ehefrau an seiner Seite hat. Und „gestreng“ ist sie auch wirklich nicht, eher viel zu oft verzweifelt: bei drei Männern im Haus (gut, mittlerweile sind es nur noch zwei) kein Wunder.

      Einem Wanderverbot gehe ich ja am besten aus dem Weg, indem ich die OP rasch hinter mich bringe. Und da höre ich jetzt einmal auf dich und Petra.

  • Angelica
    Posted at 20:34h, 29 Oktober Antworten

    Hallo Georg
    Jetzt musste ich doch mal schauen, welcher Weg Dich da am Sonntag auch auf einer kurzen Strecke beeindruckt hat. Ja, Frauen sind von Natur aus neugierig ;-)
    Eine Teil davon (Butterpfad und Obere Mühle) kenne ich von der Klosterwegschleife „Laubach-Kelten-Tour“. Sicher auch kein hochgelobter Premium- oder Prädikatsweg, zumal man diesen mit Karte und Beschreibung gehen muss und er nicht, wie in Eurem Fall, ausgeschildert ist.
    Mein Tipp: die Klosterwegschleife „Rengsdorfer Panoramaweg“. Der ist mit 17,5 km zwar deutlich länger und muss auch mit Karte und Beschreibung gegangen werden, aber alle, die die Tour bisher gemacht haben waren begeistert.
    Um nochmal auf die Länge von grade mal 5km zurück zu kommen, habe ich gestern – ebenfalls krankheitsbedingt – eine ebenso „kurze“ Runde um das Haus gemacht.
    Glücklich kann sich schätzen, wer hier in der Region so mittendrin wohnt und somit quasi vor der Tür die ganz besonderen Eindrücke geboten bekommt. Ob nun in Rengsdorf oder mit Siebengebirgsblick.
    So schicke ich nicht nur liebe Grüße sondern auch alles Gute für den weiteren Verlauf Deiner Gallengeschichte
    Angelica

    • Georg
      Posted at 16:46h, 30 Oktober Antworten

      Der „Rengsdorfer Panoramaweg“ liegt bereits ausgedruckt im Ordner. :-) Natürlich hatte ich deinen Bericht gelesen, und weil ich bis zum Startpunkt nur etwa 10 Minuten brauche, liegt’s fast auf der Hand, den Weg auch einmal zu gehen. Die Empfehlung nehme ich also gerne an! (Heute ist ja wohl ein Tag, an dem ich auf „weibliche Empfehlungen“ positiv reagiere. ;-) ) Auf Outdooractive findet sich auch eine Wegekarte; Angelicas 17,5 km beziehen sich auf den „Klosterweg“, der „Rengsdorfer Panoramaweg“ ist etwas, aber unwesentlich kürzer. Karten sollte man wirklich mitnehmen, manchmal reicht ja schon ein fehlendes Hinweisschild, und man landet in der Walachei. Und jetzt, wo die Schneesaison anfängt … Der Westerwald ist weit und groß und hat viele Funklöcher.

      Unsere Region (also alles, was an die Mittelgebirge hier grenzt oder mittendrin liegt) ist wahrlich ein Segen für Wanderer. Wer hier nicht wandert, bringt sich selbst um eine der preisgünstigen Möglichkeiten, sein Leben zu bereichern. Es muss ja nicht die überlange wöchentliche Wanderung sein, doch vor die Tür gehen sollte man schon. (Andererseits: Wenn alle wandern gingen, wäre es uns auch wieder nicht recht.)

      Die Gallensteine nehme ich auf die nächste Wanderung im Rucksack mit, unterwegs werfe ich dann „Ballast“ ab, dann bin ich die Dinger los. Demnächst kann ich sie ja auch ganz unauffällig unter den Schnee kehren, damit sich niemand über Unrat auf den Pfaden beklagen kann.

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