Reiseführer Dublin (Lonely Planet)

Reiseführer Dublin (Lonely Planet)

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Bis zum Jahr 2008 stiegen nicht nur die Immobilienpreise in Irland in ungeahnte Höhen, auch das Leben wurde teurer. Das spürten die Touristen, die das früher „arme Land am Rand Europas“ nun mit ordentlich gefüllten Brieftaschen bereisen mussten. Die Restaurantpreise waren exquisiter als die gebotene Kost, die Preise für Übernachtungen waren erstaunlich hoch für ein Land, das noch wenige Jahre vorher seinen Reiz durch holprige Straßen und auf den Wegen kampierende Schafherden gewonnen hatte. Der Tourist empfand dies als „ursprünglich“ und „natürlich“ und mochte Irland auch, weil es anders war als die bis in den hintersten Flecken durchgestylte Heimat.

Das änderte sich, als die EG Irland unter die Arme griff und ein Bauboom einsetzte, der leichtes Geld ins Spiel brachte – und sich dann, als die wackligen Finanzkonstrukte wie Kartenhäuser zusammenfielen, als eine schwere Bürde entpuppte. Fionn Davenport, der Autor dieses Reiseführers, ist gebürtiger Dubliner und lässt die damit verbundenen Entwicklungen in vielen Zeilen des Reiseführers durchscheinen. Er reitet aber nicht penetrant darauf herum, und doch: für Touristen ist nicht nur die Schönheit eines Landes wichtig. Auf einen Nenner gebracht: Irland ist wieder auf dem Boden der Tatsachen gelandet – und das auch mit Blick auf die Preise. Natürlich ist Dublin als Millionenstadt und die Metropole Irlands nicht billig, doch Fionn Davenport gibt sehr viele Empfehlungen – verbunden mit Preisangaben, die sich von niedrigpreisig bis zu exorbitant teuer bewegen. Und er schmückt sie mit Beschreibungen aus, die schon das Lesen zu einem Vergnügen machen.

[tip]

  • Lonely Planet Reiseführer Dublin (Lonely Planet City Guides)
  • Autor: Fionn Davenport
  • 292 Seiten
  • Verlag: Lonely Planet Deutschland
  • Erscheinungsjahr: März 2012 (2. Auflage)
  • ISBN: 978-3-829722377
  • Preis: Eur(D)  15,99
  • Format: 19,6 x 12,8[/tip]

Auf 294 Seiten (und damit 14 Seiten mehr als in der 1. deutschen Ausgabe) führt uns Davenport durch seine Heimatstadt. Der Aufbau der Buches ist gelungen, denn nach einigen Seiten mit den Highlights der Stadt in farbenprächtigen Fotos – der übrige Inhalt beschränkt sich auf Text und Stadtkarten – kommt er gleich zur Sache. Bis zur Seite 60 präsentiert er uns Informationen zu Reisezeit oder „Dublin im Internet“, oder er vermittelt Basiswissen zu Geschichte, Kunst und Kultur, zu Umwelt und zu Stadtplanung. Unter „Rock & Pop“ listet Davenport natürlich U2 auf, aber auch andere Größe wie die Chieftains oder Thin Lizzy, die weit über Dublins Grenzen hinaus zu besonderem Ruhm gelangten.

Dann geht es im wahrsten Sinne los. Knapp 80 Seiten widmen sich den verschiedenen Stadtvierteln, starten aber sehr geschickt mit einem Routenplaner, der je nach Zeitbudget als erste Orientierung gute Dienste leistet. Jedes Stadtviertel wird ergänzt um eine detailreiche Karte, in der die jeweils genannten Örtlichkeiten eingetragen sind. Ein leichtes Auffinden ist somit gewährleistet. Zur Einstimmung fasst Davenport zuerst alles Wesentliche zum Stadtviertel zusammen, bevor er in kurzen, aber sehr prägnanten Einzeltexten die bedeutenden Plätze der Stadt beschreibt. Wobei „beschreibt“ zu farblos klingt, denn Davenport erzählt, und aus jeder Zeile spricht zum einen, wie gut er seine Stadt kennt und zum anderen, dass er dem Touristen neben den lohnenswerten Zielen auch die negativen Seiten seiner Stadt nicht vorenthalten will.

Das ergibt dann erstaunliche, weil gleichzeitig das Lesen erfrischende Berichte, die sich abheben von einer staubtrockenen Faktenweitergabe. Dabei lässt Davonport keine Sehenswürdigkeit aus, für die Dublin berühmt ist. Das „Book of Kells“ im Trinity College gehört ebenso dazu wie die beiden protestantischen Kathedralen, das General Post Office, vor dem 1916 die Unabhängigkeit Irlands deklamiert wurde (bis zu deren wirklichen Umsetzung es aber noch Jahre dauern sollte) oder Temple Bar, das Vergnügungsviertel Dublins (das boshaft als die Drosselgasse Irlands durchgehen könnte). Und so weiter. Für jedes Interesse bietet Dublin so viel, dass die eingeplante Zeit wie im Flug vergehen wird.

„Shoppen“ – „Essen“ – „Ausgehen“: Kultur ist gut und schön, und es beruhigt das Gewissen, weil man die Reise nur „wegen der kulturellen Besonderheiten Dublins“ unternommen hat und nicht wegen … tja, Shoppen in der Grafton Street oder Abtanzen in einem der unzähligen Clubs. Oder im Takt die Füße bewegen, wenn in einem Pub die Fiedel ausgepackt wurde oder die Bodhrán, die ur-irische Rahmentrommel (die viel irischer ist als die Harfe). Davenports reiche Auswahl an Lokalitäten macht die Wahl nicht leicht, aber einfacher, weil man die eigenen Vorlieben beim Durchstöbern des Reisebuchs markieren kann. Dublin hat sich zwar längst dem Geschmack des Kontinents und von Übersee angepasst, aber es gibt auch die kleinen, sehr eigenwilligen und das Irische präsentierende Läden, die man nur suchen muss – oder die Davenport mit lockeren Sätzen ans Herz legt.

Nicht anders sieht es bei der Frage aus: Wo esse ich gut? Die irische Küche ist bekannt für Irish Stew oder das sehr nahrhafte (oder ehrlicher: fette) Frühstück mit Speck und Würstchen und Blut- und Leberwurst („… die buchstäblich fleischgewordene Herzattacke aus der Pfanne“, wie Davenport so treffend schreibt). Aber die Hotels bieten längst kontinentale Schonkost, und die Restaurants (deren Preise seit der Wirtschaftskrise wieder in den früheren Sphären schwimmen, die aber noch immer über den bei uns gewohnten Preisen dümpeln) sind so international ausgerichtet wie die Touristenschwärme und die verschiedenen Kulturen, die sich mittlerweile in Dublin ein Stelldichein geben.

Nicht weniger groß sind die Chancen, dass das abendliche Ausgehen ein Volltreffer wird. 1000 Pubs bietet Dublin den durstigen Kehlen, da kann Davenports Auswahl nur ein kleiner Tropfen sein. Wie auch bei seinen anderen Vorschlägen muss der Reisende sich auf Davenports Recherchen einlassen. Aber es klingt sehr authentisch, wenn er moniert: „Komisch nur, dass sich die Türsteher immer so aufplustern müssen“ – denn mit den Türstehern scheint er ab und an Bekanntschaft zu machen, wie er an anderer Stelle noch belegt. Das Vergnügungsviertel „Temple Bar“ bleibt nicht außen vor, aber seinen einleitenden Sätzen wie „keiner soll hinterher sagen, er wäre nicht gewarnt worden!“ bleibt nichts hinzuzufügen.

Dublins Atmosphäre lebt auch von Straßen- und Kneipenmusik. Neben der obligaten Folkmusik punktet die Stadt mit einer sehr lebendigen Rockmusikszene. Davenport lässt es sich nicht nehmen, auf die Bronzefigur vor dem „Bruxelles“ hinzuweisen, die Phil Lynott zu Ehren errichtet wurde und ein Beleg dafür ist, wie ambivalent der Ire heute ist, wenn er sein bedrückendes katholisches Erbe (noch 1930 wurden Verhütungsmittel als illegal deklariert, und Priester und Kindesmissbrauch wurden bis zuletzt nicht nur in Deutschland heruntergespielt, sondern auch in Irland unter den Teppich gekehrt) in Einklang bringen muss mit einer neuen Offenheit und Toleranz, für die Phil Lynott als Beispiel auch steht. Er war ein Schwarzer und stammte aus einem Arbeiterviertel. Lynotts „Thin Lizzy“ leben auch ohne ihn noch weiter, er jedoch starb bereits 1986.

Bevor allgemeine Reisetipps das Buch abrunden, verschafft Davenport einen Überblick der Hotels und der anderen Übernachtungsmöglichkeiten. Die Preise variieren von unverschämt teuer (und luxuriös) bis hin zu erträglich, wobei die Nähe zur Innenstadt die Preise ordentlich in die Höhe schrauben. Buslinien und Straßenbahn verbinden alle Stadtviertel miteinander, akzeptable Tagestickets erleichtern die Entscheidung, sich keinen Mietwagen zu gönnen (und der Verkehr verstopft Dublins Straßen von Jahr zu Jahr mehr). Wenn der Tourist schon mit dem Flugzeug anreist, sollte er doch wenigstens zu Fuß unterwegs sein oder die öffentlichen Verkehrsmittel benutzen.

Wie gut ein Reiseführer wirklich ist, erweist sich erst vor Ort. Und selbst dann lassen sich aus der großen Zahl an Tipps und Vorschlägen nur wenige auf ihre Praxistauglichkeit testen. Die 1. Auflage konnte ich selbst „testen“. Das Buch hat sich bestens bewährt. Angefangen von der getroffenen Hotelwahl (es hieß: „… dieses günstige und fröhliche Hotel …“, und so war es dann im positiven Sinne) bis hin zu den Anmerkungen zu Restaurants oder zu den Sehenswürdigkeiten nickte ich jedes Mal zustimmend. Natürlich, die Lonely Planet-Reiseführer leben von der sehr persönlichen Sichtweise der Autoren, aber beim Lesen merkt man doch schnell, ob man mit dem Schreiber auf einer Wellenlänge schwimmt. Mit Fionn Davenport war das so, sein leichter, aber trotzdem verbindlicher Schreibstil macht Laune, die Informationen sind dicht gepackt und berücksichtigen die unterschiedlichen Geldbeutel und Vorlieben. Und er richtet die Blicke dorthin, wo andere Reisebücher die Augen verschließen. Seine kritischen Bemerkungen mindern zugleich nicht die Vorfreude, sondern sind nur ein Indiz dafür, dass auch an einem Urlaubsort nicht alles eitel Sonnenschein ist.

Wer Fionn Davenports „Dublin“ vor seiner Reise nach Dublin nicht liest, handelt nicht nur fahrlässig, sondern bringt sich auch um nette Anekdoten und sehr viele gute Tipps und Vorschläge. Also: kaufen, lesen – und dann auf nach Dublin!

[Meine Besprechung zum „Lonely Planet Reiseführer Dublin“ erschien ursprünglich im vergangenen Jahr auf dem Medienportal Roter Dorn.]

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